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2. Bundesliga Pro: Sie kamen als die Mannschaft der Stunde.

2. Bundesliga Pro: Sie kamen als die Mannschaft der Stunde.

Spitzenreiter mit weitem Abstand, am vorherigen Samstag den ärgsten Verfolger haushoch deklassiert und bislang erst eine Niederlage in der laufenden Spielzeit. Das änderte sich auch am Samstagabend nicht. Die Skurios Volleys Borken bleiben auch nach dem Spiel in Flacht das Maß aller Dinge in der 2. Bundesliga Pro.

Borken nach Spitzenspiel mit Rückenwind
25:20, 25:20, 25:16: so lautete die Bilanz des Topspiels der Saison, als Borken am vergangenen Samstag den Bundesliga-Absteiger als Vilsbiburg empfing. Dabei zeigten die Skurios Volleys Borken vor allem eines: Sie sind das, was Schwarz-Weiß Erfurt in der Vorsaison war: eine Klasse besser als der Rest der 2. Bundesliga Pro. Die Meisterschaft ist dem designierten Aufsteiger kaum noch zu nehmen, man steuert souverän auf den Titelgewinn zu. Mitaufsteiger Flacht hatte sich vorgenommen, den Platz in den Top 5 weiter zu verteidigen. Gegen Borken begann am Samstagabend eine Serie von absoluten Spitzenspielen für das gallische Dorf des deutschen Volleyballs. Trainer Nico Reinecke musste dabei weiterhin auf die verletzten Leonie Büdenbender und Chrissi Werner verzichten. Dafür meldete sich Frauke Neuhaus nach der Zwangspause am vergangenen Wochenende wieder zurück. Den in Bestbesetzung angereisten Skurios Volleys galt es, etwas entgegenzusetzen.

Volles Haus in Flacht
Zum zweiten Mal in Folge war die Flachter Bärenhöhle restlos ausverkauft. Die 433 Zuschauer, unter denen sich auch ein paar mitgereiste Fans aus Borken befanden, fieberten dem Spiel 1. gegen 3. entgegen. Der Favorit zeigte schnell, dass man den anderen Mannschaften der Liga weit voraus ist. Die Angriffe von Kapitänin Fabienne Coenders, Toptalent Marika Loker und der starken Besetzung in der Mitte um Sandra Hövels und Doreen Luther feuerten aus allen Rohren und setzten Flachts Abwehr unter großen Druck. Borken setzte sich früh und deutlich ab, den ersten Satzball konnte Flacht in Person von Britta Schammer abwehren, doch die starke Zuspielerin Chaine Konjer holte anschließend den Satz mit 25:14 für die Gäste. Ein deutliches Signal, dass der Tabellenführer hier nichts anbrennen lassen wollte.

 

Die Blaubären ärgern die Topmannschaft
Im zweiten Durchgang bot sich den Zuschauern zunächst ein gegenteiliges Bild, die Blaubären gingen mit 3:0 in Führung und zwangen Borken-Trainerin Danuta Brinkmann früh zur ersten Auszeit. Diese sollte sich auszahlen, mit 4:4 konnte Borken ausgleichen und anschließend mit 5:4 die erste Führung erringen. Ab diesem Zeitpunkt hatte der designierte Ligameister den Satz wieder besser im Griff. Doch dann kamen die Binder Blaubären zurück. Nach einem deutlichen Rückstand von 7:14 konnten die Flachter auf 16:16 ausgleichen. Nachdem Danuta Brinkmann kurz vor dem Ausgleich erneut die Auszeit genommen hatte, versenkte Pauline Kemper den 16. Punkt. Flacht blieb weiter im Spiel, der 18. Zähler wurde jedoch der letzte im zweiten Satz. Mit einer Serie von 4 Punkte konnte sich Borken erneut den Satzgewinn sichern und griff damit nach dem nächsten Dreier.

 

Borken holt den Sieg
Auch der Auftakt in Satz 3 gehörte den Gästen. Wieder setzten sich die Münsterländer früh ab und behielten die Kontrolle über das Spiel. Der entscheidende Matchball blieb am Block aus Chaine Konjer und Fabienne Coenders hängen, damit war der erneute Triumph des Klassenprimus aus Borken besiegelt. Flacht hatte sich tapfer geschlagen und den Spitzenreiter im zweiten Durchgang kräftig geärgert. Am Ende setzte sich die Übermannschaft der Saison gegen die Blaubären durch und hält damit weiter Kurs auf den Meistertitel. Der Sieg über die Blaubären war der erste Erfolg der Skurios Volleys Borken in der Flachter Bärenhöhle, in der Vorsaison hatte man hier noch mit 2:3 verloren. Diese Scharte konnte man nun auswetzen.

 

Die Statistik spricht eine deutliche Sprache
Die Spieleröffnung der Skurios Volleys war brandgefährlich. Insgesamt 9 Punkte gelangen den Gästen allein durch Aufschläge, Flacht schaffte hier nur 4. Gleichzeitig vergaben die Blaubären ganze 11 Aufschläge, während dies Borken nur ein einziges Mal passierte. Aber auch in anderen Belangen konnte der Gast den Gastgeber übertrumpfen. Im Angriff waren die Borkener besonders vielseitig. 4 Spielerinnen gelangen 7 oder mehr Punkte, das gelang auf der Gegenseite nur Frauke Neuhaus. Dazu kam auch das überragende Blockspiel des Spitzenreiters. Ganze 11 Blockpunkte erzielte das Team um die beste Mittelblockerin Doreen Luther (4 Blockpunkte), die allein so viele Blocks stellte wie die ganze Flachter Mannschaft zusammen. In Summe nahmen die Gäste damit einen sehr verdienten Triumph mit in die Heimat und steuern unaufhaltsam in Richtung Meisterschaft.

Neuhaus und Reinecke einig über starke Borkener Leistung
Auch die Rückkehr von Topspielerin Frauke Neuhaus konnte den übermächtigen Tabellenführer nicht stoppen. „Heute war Borken einfach wirklich besser als wir. Wir hätten unser bestes Spiel machen müssen, um was mitzunehmen und das haben wir nicht geschafft. Da haben sie uns einfach auch echt gut unter Druck gesetzt“, konstatierte die Diagonalangreiferin, die zum 11. Mal in der laufenden Saison mit der MVP Medaille ausgezeichnet wurde und damit in jedem zweiten Spiel zur besten Flachterin gekürt wurde. Angesprochen auf den entscheidenden Faktor im Spiel verwies Neuhaus im Interview bei dyn Volleyball auf die Annahmen und Aufschläge. „Aufschlag hat Borken einfach gewonnen. Da haben sie uns sehr unter Druck gesetzt, immer wieder Phasen gehabt, wo wir es nicht hingekriegt haben in der Annahme und selbst haben sie einfach richtig gut angenommen“, erklärte sie im Interview. „Wir hatten viele Aufschlagfehler, weil wir natürlich auch viel Risiko gehen wollten, aber leider nicht die Punkte, die wir damit eigentlich erreichen wollten“, schloss sie ihre Analyse. Auch ihr Trainer Nico Reinecke hatte eine klare Meinung zur Partie. „Man kann es kurz zusammenfassen: Borken war einfach die bessere Mannschaft“, konstatierte der Cheftrainer der Blaubären gegenüber der Stuttgarter Zeitung. „Ein paar Mal haben wir es hinbekommen, sie unter Druck zu setzen. Aber dann sind wir einfach nicht konstant genug gewesen und Borken hat das einfach gut gemacht“, führte er weiter aus. Das Saisonziel, unter den ersten 5 zu landen, kommentierte Reinecke ebenfalls: „Es wäre vermessen gewesen, gegen Borken drei Punkte einzukalkulieren. Daher ist jetzt erstmal nichts passiert. Für unser Ziel sind die kommenden Spiele gegen Leverkusen, Hamburg und Straubing jetzt Endspiele. Da müssen wir bereit sein!“

Meisterschaft noch nicht entschieden – Drei Kontrahenten kämpfen um Platz 3
Der Titelkampf geht in die entscheidende Phase. Gewinnt Vilsbiburg die beiden ausstehenden Spiele, ist man wieder auf 5 Zähler an den Skurios Volleys Borken dran. Diese gehen nun in ihre letzten drei Spiele, die sie allesamt vor heimischem Publikum bestreiten dürfen. Mit dem Mitaufsteiger aus Hamburg sowie Köln und Straubing warten hier jedoch noch durchaus anspruchsvolle Gegner. Allerdings hat Borken gegen alle drei das Hinspiel gewonnen und sieht auch derzeit nicht so aus, als würde man die Rückspiele verlieren. Für die Roten Raben Vilsbiburg dagegen geht es nach einem Heimspiel gegen Grimma die letzten 4 Spiele in die Fremde. Der ehemalige Erstligist darf sich im Endspurt keine Fehler erlauben, will man den Borkenern nochmal Druck machen. Dahinter geht es inzwischen besonders heiß her. Die Binder Blaubären müssen Platz 3 nach mehreren Wochen nun an SnowTrex Köln abgeben. Dabei bleibt man jedoch punktgleich, denn am Sonntag verloren die Kölner überraschend in Grimma. 22 Spiele, 14 Siege, 41 Punkte. So lautet die geteilte Statistik der Flachter und Kölner Mannschaften und auch der von Bayer Leverkusen, mit der Ausnahme, dass diese noch ein Spiel weniger absolviert haben als die anderen Vereine. Mit einem Satzverhältnis von 47:33 gewonnenen Sätzen liegen Flacht und Leverkusen auch in dieser Hinsicht gleichauf, Köln kann sich nur dank eines gewonnenen Satzes mit 48:33 auf Platz drei schieben. Auf den 6. Platz klafft mit 5 Zählern zunächst eine nicht unbeträchtliche Lücke, jedoch schicken sich NawaRo Straubing, der VfL Oythe und auch die künftigen Erstligisten vom ETV Hamburg an, diese Lücke zu schließen. Der Kampf um die Top 5 bleibt also weiterhin spannend, Flacht hat ein straffes Restprogramm vor sich, welches am kommenden Samstag mit einem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen in die nächste Runde geht.

Wir freuen uns, euch wieder zahlreich in der Bärenhöhle begrüßen zu dürfen.

Text: Flemming Nave
Foto: Gerhard Heermann