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Leonberger Kreiszeitung vom 22.12.25 | Jürgen Kemmner

Blaubären sind völlig von der Rolle
Volleyball-Bundesligist TSV Flacht unterliegt bei den Skurios Volleys Borken sang- und klanglos mit 0:3 – und Trainer Manuel Hartmann ist danach ziemlich ernüchtert.

Borken/Leonberg„Es ist nicht so gelaufen wie geplant“, steht in englischen Worten auf den Instagram-Eintrag der Binder Blaubären aus Flacht als knappes Resumée zum Auswärts-Auftritt in Borken. Eine etwas geschönte Aussage. Mit 0:3 (19:25, 18:25. 25:27) waren die Gäste aus dem Heckengäu im Münsterland hoffnungslos untergegangen wie ein Tretboot in einem Tropensturm.

„Das war überhaupt nichts“, stöhnte Cheftrainer Manuel Hartmann, nachdem sein Team im Duell der Bundesliga-Aufsteiger erst mit Volleyball zu spielen begann, als die Partie so gut wie verloren war. „Es standen zwar sechs Spielerinnen auf dem Feld, aber irgendwie waren wir gar nicht richtig anwesend.“

Klare Worte vom Trainer, der am vergangenen Montag 39 Jahre alt geworden ist. Der Frust war groß im Lager der Blaubären am Samstagabend – denn die Volleyballerinnen den TSV Flacht und ihre rund 30 mitgereisten Anhängen hatten vor dem Anpfiff fest daran geglaubt, etwas mitzunehmen aus der Mergelsberg-Sporthalle in Form von Punkten. Nun war es aber lediglich ein großes Päckchen vollgepackt mit Enttäuschung. „Es wäre wirklich mehr drin gewesen“, klagte Hartmann, „Borken genügte nicht mehr als eine solide Leistung, um 3:0 zu gewinnen.“

Dabei waren der Tross der Spielerinnen und Funktionäre bereits am Freitag angereist, um am Spieltag nicht sieben Stunden Busfahrt im Körper stecken zu haben. Doch der Samstag zog sich lange hin im Hotel ohne etwas zu tun zu haben, und Manuel Hartmann meinte: „Das war natürlich nicht ideal, aber es taugt bestimmt nicht als Ausrede.“ Vielleicht waren es die hohen Erwartungen der TSV-Frauen vor dem Duell gegen die Volleys Borken, die als Mitaufsteiger auf einem ähnlichen Leistungsniveau eingeordnet worden waren. Der zweite Bundesliga-Sieg nach dem 3:1 in Hamburg schien greifbar.

Doch die schöne Rechnung ging nicht auf, Wunsch und Wirklichkeit klafften auseinander wie sich zwei Magneten abstoßen. „Wir waren weit weg von der Leistung, die wir gegen den SSC Schwerin und beim ETV Hamburg gezeigt haben“, stellte der Chefcoach reichlich ernüchtert fest, „wir sind zweieinhalb Sätze weit unter dem geblieben, was wir können.“ Es mangelte an Kommunikation auf dem Spielfeld, häufig wurde die falschen Entscheidung getroffen, es funktionierte wenig – Hartmann hatte schon in seiner ersten Auszeit gefordert, „die Handbremse zu lösen“, der Coach versuchte mit vielen Wechseln die Trägheit aus dem Team zu verbannen, brachte Franka van der Veer im zweiten Satz, schickte Saskia Zuber als Zuspielerin und Alina Stäbler als Libera im dritten Durchgang aufs Feld.

Das mental Niederschmetterndste war: Die Gastgeberinnen mussten kein Volleyball vom Feisten aufs Parkett zaubern, um Punkt für Punkt einzusammeln. Die Blaubären fanden keine Lösungen, um den Borkener Angriff zu entschärfen und auch die zahlreichen Rochaden im eigenen Team führten lange nicht zu einer Wende. Erst im dritten Satz beim Stand von 9:16 – als das Spiel eigentlich so gut wie verloren war – fanden die Gäste aus dem Heckengäu ins Match.

Die Flachter Frauen kamen immer näher, dann führten sie 21:20 – doch sie konnten die Partie nicht mehr drehen. Einen Matchball wehrten die Blaubären ab, einen Satzball vergaben sie und mit Matchball Nummer zwei war kurz nach 20.30 Uhr in Borken die Nullnummer der Binder Blaubären amtlich – sie sind nun wieder Liga-Schlusslicht.

Manuel Hartmann redete Klartext, fand aber, dass das Team erst mal vom Volleyball abschalten solle – das Montagstraining wurde gestrichen, vor dem Heimspiel gegen den Dresdner SC am Sonntag (215 Uhr) steht nur eine Übungseinheit am Freitag an. „Wir sind keine Vollprofis“, begründete der 39-Jährige den vorgezogenen Weihnachtsurlaub, „es geht darum, die gute Laune zu erhalten, da muss man schon auch den Handel eingehen, ein Training ausfallen zu lassen.“ Die Pleite in Borken, das darf man aus dieser Aussage schließen, hat allen bei den Binder Blaubären einen harten mentalen Schlag versetzt.


Binder Blaubären TSV Flacht: Flacht schenkt Borken den ersten Sieg

Die Skurios Volleys Borken haben pünktlich zu Weihnachten mit einem 3:0 den ersten Sieg ihrer Erstliga-Geschichte gegen die Binder Blaubären TSV Flacht eingefahren. Das Geschenk überreichte Manuel Hartmanns Mannschaft unter gütigster Mithilfe. 
 
Die Serie reißt nicht ab
Vielleicht war der Druck doch da. Vielleicht hatte nach den starken Auftritten der Flachter Blaubären der eine oder andere zu hohe Erwartungen an das Spiel gegen die Skurios Volleys Borken. Gegen die im Vorjahr dominant Zweitligameister gewordenen Münsterländer. Gegen die Mannschaft, in deren Halle der TSV Flacht noch nie punkten konnte. Gegen das Team, welches drei der vier bisherigen Duelle ohne Punktverlust gewann und gegen die Blaubären in jedem Spiel punktete. Die schwarze Serie für den TSV setzte sich weiter fort.
 
Skurios Volleys greifbar, doch Flacht findet nicht ins Spiel
Von Spielbeginn an war die Mannschaft nicht auf der spielerischen Höhe der vergangenen Wochen. Die in den letzten Duellen noch um Klassen besseren Skurios Volleys Borken befanden sich überraschend in greifbarer Nähe. Jedoch ließen Flachts Spielerinnen in den ersten beiden Spielplätzen all das vermissen, was sie in den Vorwochen so stark und bewundernswert gemacht hatte. Ohne Kampf, ohne Einsatz, ohne Konzentration schenkten die Blaubären die ersten beiden Sätze mit 19:25 und 18:25 an die Gastgeber ab und boten ihren zahlreich aus dem Heckengäu mitgereisten Anhängern einen erschreckenden und enttäuschenden Auftritt. 
 
Spätes Erwachen reicht nicht für die Wende
Die längere Unterbrechung zwischen dem zweiten und dritten Spielsatz hätte den Blaubären die Möglichkeit gegeben, den Trott der Anfangsphase abzuschütteln. Doch eine Serie fragwürdiger Entscheidungen von Gastmannschaft und Schiedsrichtergespann brachte die Blaubären rasch in einen unbequemen Rückstand. Das Team brauchte bis zur Hälfte des Satzes, um sich wirksam von diesem Schock zu erholen. Im Auge der Niederlage regte sich etwas in der Mannschaft, der Geist der jüngsten Partien schien doch noch vorhanden. Tatsächlich gelang sogar der Ausgleich und daraufhin auch eine Führung. Doch die Hoffnung, die in den nimmermüden Anhängern der Blaubären aufflammte, fand keine dauerhafte Nahrung. Einen ersten Matchball der Skurios Volleys konnten die Gäste abwehren, einen eigenen Satzball wusste die Mannschaft allerdings nicht zu nutzen. Kurz darauf endete ein Spiel, welches getrost als schwächste Saisonleistung der Binder Blaubären beurteilt werden kann. 
 
15 Punkte reichen nicht aus
Flachts MVP wurde abermals Kapitänin Frauke Neuhaus. Die erfahrene Diagonalangreiferin konnte trotz 15 erzielten Punkten die bittere Niederlage nicht verhindern. Marika Loker freute sich hingegen über ihre und Borkens erste Goldmedaille im Oberhaus. Die hochtalentierte Loker war von Blaubären-Defensive nicht unter Kontrolle zu bringen. Bereits nächsten Sonntag gastiert mit dem deutschen Pokalsieger Dresdener SC das nächste Superschwergewicht in der Bärenhöhle. Eine Niederlage ist zu erwarten, eine Leistungssteigerung der Blaubären ist dennoch wünschenswert.

Text: FN | Binder Blaubären TSV Flacht 
Foto: Thomas Hacker