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Blaubären TSV Flacht setzen ein Ausrufezeichen gegen den Rekordmeister

In einem ungleichen Duell mit dem deutschen Meister SSC Palmberg Schwerin unterliegen die Binder Blaubären TSV Flacht mit 0:3. Dabei zeigt die Mannschaft die nächste beeindruckende Kampfleistung und setzt ihre steile Entwicklungskurve weiter fort.

Schon vor dem Spiel wurde deutlich, dass in der Bärenhöhle die Kräfte an diesem Abend ganz klar verteilt sind. Die mit Nationalspielerinnen und internationalen Größen gespickte Mannschaft des Rekordmeisters von der Ostsee wurde schon beim Aufwärmen deutlich. Davon blieb die Stimmung in der Weissacher Bärenhöhle jedoch ungebrochen, die Heckengäusporthalle II war auch im dritten Heimspiel der Saison restlos ausverkauft. Die Zuschauer sollten einen denkwürdigen Abend erleben.

Freche Blaubären verstecken sich nicht
Unbekümmert und mutig starteten die Blaubären in den ersten Durchgang. Begleitet wurden sie wie üblich von den lautstarken Anhängern, die zuletzt auch das Auswärtsspiel in Stuttgart zu einem stimmungstechnischen Höhepunkt machten. Das Zusammenspiel zwischen Mannschaft und Fans bleibt weiterhin ein zentraler Faktor im beschaulichen Flacht. Angetrieben von den Fans auf den Rängen wuchs die Mannschaft abermals über sich hinaus, was die Zuschauer nur noch mehr anspornte. Wenngleich der erste Satz wie zu erwarten an die mecklenburgischen Gäste ging, kamen die Blaubären zu ganzen 17 Punkten. Diese Ausbeute im ersten Satz war beispielsweise den Mitaufsteigern aus Hamburg und Borken gegen den Rekordmeister nicht gelungen. Im folgenden Durchgang steckten die TSV-Frauen kein bisschen zurück und legten sogar noch einen weiteren Zähler drauf. Doch die Fans, die dachten, sie hätten nun das Maximum ihres Teams gesehen, sollten im dritten Satz eines besseren belehrt werden.

Satz drei: Flacht entfaltet sein Potenzial
Denn nach der zweiten Satzpause spielten die Binder Blaubären wie entfesselt auf. Der SSC hatte große Probleme, die wildgewordenen Blaubären zu bändigen, was zunächst auch nicht gelang. Die Flachterinnen gingen nicht nur in Führung, sie bauten diese auch achtbar aus. Die Gäste schienen kaum zu wissen, wie ihnen geschah. Das Team um Kapitänin Frauke Neuhaus warf sich in jeden noch so unerreichbar scheinenden Ball, zeigte den enormen Kampfeinsatz, die es in den vergangenen Partien so stark gemacht hatte. Zudem kamen offensiv eine Mischung aus cleveren und spektakulären Punkten, das optische Highlight setzte Frauke Neuhaus, die einen Ball im Fallen mit dem Fuß ins gegnerische Feld beförderte. SSC-Trainer Felix Koslowski musste schließlich auf seine qualitativ bestens bestückte Ersatzbank zurückgreifen, um den Satz final auf seine Seite zu ziehen. Erneut landeten die Flachterinnen bei 17 Punkten, was in der Gesamtheit einen neuen Rekord bedeutete. 52 geholte Punkte im Duell mit dem amtierenden Meister waren nicht nur mehr als Kontrahent ETV Hamburg gegen die Ostdeutschen gelungen war. Gleichzeitig stellt der Wert eine neue Bestmarke in Flachts Erstligahistorie dar. Gegen keinen Gegner holten die Blaubären bislang mehr Zähler als gegen den deutschen Rekordmeister.

Roxana Vogel holt sich die Medaille - ein Ständchen für Saskia Zuber
MVP wurde auf Flachter Seite bereits zum zweiten Mal in der laufenden Spielzeit nach dem Pokalspiel in Suhl die neue Zuspielerin. Roxana “Roxy” Vogel zeigte einmal mehr, warum sie eine Bereicherung für das Spiel der Blaubären darstellt. Nicht nur leitete sie die Punkte ihrer Mitspielerinnen punktgenau ein, sie brachte auch selbst enorme Gefahr für die gegnerische Feldhälfte mit. Einen emotionalen Höhepunkt hielt der Abend auch nach Abpfiff der intensiven 66 Minuten bereit, als die Bärenhöhle Geburtstagskind Saskia Zuber mit einem herzlichen Ständchen bedachte.

Das Ergebnis ist ganz klar Nebensache
Die Binder Blaubären verbleiben Tabellenletzter in der ersten Volleyball-Bundesliga. Darauf will jedoch niemand den Fokus legen, spielt das Thema doch aufgrund des von der VBL garantierten Klassenerhaltes keine Rolle für die nähere Zukunftsplanung. Zuschauer und Verantwortliche erfreuen sich am leidenschaftlichen Auftreten von Mannschaft und Verein und der deutlich zu erkennenden Entwicklungskurve im Spiel des Teams. Von Spiel zu Spiel machen die Spielerinnen in Schwarz-Blau sichtbare Schritte nach vorn, der Prozess befindet sich auf dem richtigen Weg und hat mit dem Spiel gegen Schwerin einen weiteren denkwürdigen Höhepunkt erreicht.

Text: FN | Binder Blaubären TSV Flacht 
Foto: Nils Wüchner


Den Blaubären zugeflogen: Roxana Vogel

Die Volleyballerin war glücklich in Potsdam, doch dann zog das Leben einen rosaroten Strich nach Ludwigsburg – und zu den Binder Blaubären des TSV Flacht

Jürgen Kemmner | Leonberge Kreiszeitung vom 28.11.2025

Weissach-Flacht: Vintage. Die Stilrichtung, die Altes und Klassisches in Mode und Design aus den 1950er und 60er Jahren ins Zentrum der Moderne des 21. Jahrhunderts rückt, ist recht angesagt. Vintage (oder Retro) spielt ebenso in der Musik eine Rolle – der Schlager von Trude Herr anno 1965 passt bestens in eine Vintage-Playlist auf Spotify: „Ich will keine Schokolade – ich will lieber einen Mann.“

Die Kernaussage mag gewöhnungsbedürftig sein, er drückte aber vor 50 Jahren den Willen einer Frau nach Selbstbestimmung aus und ist so gesehen noch immer zeitgemäß. Roxana Vogel kennt weder den Namen Trude Herr noch diesen Retro-Hit, sie ist im Jahr 2000 geboren – und ganz abgesehen davon: Sie hat einen Partner.

„Seinetwegen bin ich von Potsdam nach Ludwigsburg gezogen“, erzählt die gebürtige Erfurterin. Und damit beginnt die Geschichte der Volleyballspielerin Roxana Vogel bei den Blaubären des TSV Flacht. „Ich hatte gar nicht auf dem Schirm“, berichtet die 25-Jährige, „dass sich Flacht um den Aufstieg in die Bundesliga beworben hat, als ich damals dort angefragt hatte, ob ich beim TSV einsteigen könnte.“

Im Heckengäu war die junge Frau höchst willkommen, eine versierte Zuspielerin ist im Volleyball so begehrt wie im Fußball ein Stürmer mit Torgarantie – und so waren sich die Blaubären-Bosse mit Sportdirektor Jan Lindenmair und Cheftrainer Manuel Hartmann schnell einig, die Zugeflogene in der Bärenhöhle in Weissach aufzunehmen. Roxana Vogel hatte in ihrer sportlichen Vita ja auch etwas vorzuweisen.

Nachdem sie sich in Mädchentagen durch die Sportarten Turnen, Fußball und Reiten gekämpft hatte, landete sie beim Volleyball, und weil in ihr Talent und Fleiß schlummerten, besuchte sie ab Klasse fünf das Erfurter Sport-Gymnasium. Roxana Vogel nahm an Sichtungsturnieren teil, hörte bei den Lehrgängen der U-16-Nationalmannschaft aufmerksam zu – schließlich „wollte ich zum Stützpunkt nach Berlin“, erzählt sie, „jedoch war nur noch in Potsdam ein Platz frei.“

Als 17 Jahre alter Teenager landete sie beim SC Potsdam, was nicht als schlechteste Adresse im Frauen-Volleyball zählt. Sie trainierte mit den Bundesliga-Profis, erkannte in Zuspielerin Denise Imoudu (Karriereende 2022) ihr erstes großes Vorbild und durfte sogar ein wenig Bundesliga-Luft inhalieren. „Ich war eine halbe Saison mit dabei“, erzählt Roxana Vogel, die Roxy genannt wird, „und habe insgesamt vielleicht ein paar Minuten auf dem Spielfeld gestanden.“

2019 wechselte die Zuspielerin zum Berlin Brandenburger Sportclub (BBSC), mit dem sie in der Zweiten Liga Nord sowie der Zweiten Liga Pro durch die Republik zu Ligaspielen tourte. Roxy Vogel wäre im Dunstkreis der Hauptstadt geblieben („Ich war dort acht Jahre, es war meine zweite Heimat“), hätte ihr nicht die Liebe zu einem Ludwigsburger einen sanften, rosaroten Strich durch die Lebensrechnung gemacht. „Ich konnte woanders leichter einen Job als Radiologie-Technologin finden als er in seinem Beruf“, erzählt sie, „also bin ich gekommen.“ Und sie wurde ein Blaubär.

Dass das Spiel gegen ihren Ex-Club aus Potsdam nicht stattfindet, der Verein zog sich im September wegen Insolvenz aus der Bundesliga zurück, schmerzt den Flachter Neuzugang. „Ich hoffte, beim Spiel in Potsdam viele alte Freunde zu treffen“, sagt sie vor der Partie der Blaubären am Samstag (19.30 Uhr) in der Heckengäusporthalle gegen Topclub SSC Palmberg Schwerin.

Längst ist Roxy Vogel im Schwabenland angekommen, musste aber feststellen, dass der Slogan „Wir können alles – außer Hochdeutsch“ überzogen ist. Im Südwesten gibt es kein Viba Nougat in den Regalen, eine süße Creme, die aus Schmalkalden in Thüringen stammt. „Ich bin damit in Erfurt praktisch aufgewachsen und liebe es seitdem sehr“, erzählt die Volleyballerin, „aktuell sind meine Vorräte aufgebraucht.“ So muss sie sich die leckere Masse von ihrer Mutter herschaffen lassen, wenn diese ein Spiel in Weissach besucht. Dann ist die Welt der Roxy Vogel in der Balance – sie hat Schokolade und einen Mann. Nix vintage, sondern 2025.


Binder Blaubären TSV Flacht: "Das nächste Spitzenteam vor der Brust"

Zwei Wochen nach dem Gastspiel bei Tabellenführer Allianz MTV Stuttgart stehen die Binder Blaubären TSV Flacht vor der nächsten gigantischen Hürde. Am Samstagabend gastiert der deutsche Meister in der Bärenhöhle.

Die begeisternden Bilder sind immer noch präsent. Mit den über 200 mitgereisten TSV-Fans verwandelten die Blaubären die prestigeträchtige Stuttgarter SCHARRena in eine zweite Bärenhöhle. Das Original kommt am Samstag wieder zum Einsatz, was ein Novum darstellt. Nach den Mittwochsspielen gegen Münster und Suhl schlagen die Binder Blaubären TSV Flacht erstmals in Deutschlands höchster Spielklasse zur Prime-Time am Samstagabend auf. Für diese Premiere hat sich ein würdiger Gast angemeldet: der amtierende deutsche Meister SSC Palmberg Schwerin.

Die Macht aus dem Osten
Die Gelb-Blauen aus der Stadt der sieben Seen sind nicht erst seit dem Meistertitel im Frühjahr eine der Großmächte des deutschen Volleyball-Sports. Bereits der 1955 gegründete Vorgängerverein SC Traktor Schwerin, aus dem der Schweriner SC nach der Wende hervorging, war mit sieben Meisterschaften, acht Pokalsiegen sowie zwei internationalen Titeln eine bedeutende sportliche Kraft im ostdeutschen Volleyball. Seit der Wiedervereinigung hat der Schweriner SC, der seit 2016 den Namen Möbelherstellers Palmberg aus dem mecklenburgischen Schönberg trägt, ganze 13 Meistertitel an die Ostsee geholt und ist dadurch mit weitem Abstand Rekordmeister der vereinten Bundesrepublik. Dazu kommen acht Erfolge im DVV-Pokal sowie der viermalige Gewinn des VBL-Supercups. Das Team aus der Hauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns weist eine lange und beeindruckende Vita auf.

Auch der neue Kader ist schlagkräftig aufgestellt
Nicht nur in der Vergangenheit waren die Schweriner eine Macht, die Mannschaft des niederländischen Frauen-Nationaltrainers Felix Koslowski will auch in der laufenden Saison ein gewichtiges Wort im Meisterschaftskampf mitreden. Aktuell liegen die SSC-Damen auf Platz zwei hinter Allianz MTV Stuttgart. Im Sommer musste die Mannschaft das Schicksal einer deutschen Topmannschaft erleiden und verlor mehrere Leistungsträgerinnen an die ausländische Konkurrenz, unter anderem die Liga-Top-MVP Elles Dambrink (12 Medaillen, meiste Goldmedaillen der Liga) nach Italien. Den Gesetzen der Nahrungskette folgend bediente sich Schwerin daraufhin bei der nationalen Konkurrenz und entkernte den USC Münster (drei Spielerinnen geholt, unter anderem Top-MVP Mia Kirchhoff). Im 14 Spielerinnen umfassenden Kader bilden die sechs Niederländerinnen den größten ausländischen Block, neben den ebenfalls sechs deutschen Spielerinnen. Zu diesen gehört auch Superstar Leana Grozer, die 18-Jährige ist bereits seit der Vorsaison absolute Leistungsträgerin beim SSC und kehrt am Samstag erstmals seit der Halbfinal-Niederlage bei der deutschen U18-Meisterschaft 2024 in die Weissacher Heckengäusporthalle II zurück.

Alles deutet auf einen Auswärtssieg hin
Die Vorzeichen der Begegnung sind im mindesten so deutlich wie noch in der Vorwoche gegen den Tabellenführer aus Stuttgart. Nachdem Schwerin bereits die Aufsteiger aus Hamburg und Borken mit einem deutlichen 3:0 vom Feld schoss und nur in einem Satz eine Punktzahl von über 20 kassierte, ist auch gegen den größten Underdog der Bundesliga mit einem deutlichen Sieg zu rechnen. Auch wenn Schwerin erstmalig auswärts gegen einen Aufsteiger antritt und die über 700 Kilometer lange Anreise sicher anstrengend wird, muss man davon ausgehen, dass die Volleyball-Bundesliga auch am Samstag wieder ihre unüberwindbare Leistungskluft offenbaren wird.

Winterzeit in der Bärenhöhle
Davon ist die Euphorie in Flacht keinesfalls gebrochen, der TSV freut sich auf den Besuch des Volleyball-Giganten. Zudem eröffnen die Binder Blaubären offiziell die Wintersaison, dementsprechend wird schon vor dem offiziellen Einlass vor der Bärenhöhle der heißgeliebte Glühwein von Wein-Partner Rolf Willy ausgeschenkt. Das erste Heimspiel nach einem vollen Monat Pause kommt also genau zur richtigen Zeit.