Nach dem 0:3 bei den Volleys Borken ist die Lage der Blaubären in der Zweiten Liga prekär. Trainer Nico Reinecke ist überzeugt, dass wilder Aktionismus nichts bringt.
Leonberger Kreiszeitung von Jürgen Kemmner
Als sich am Sonntagmorgen gegen 9 Uhr der Bus in Borken in Richtung Süden nach Weissach in Bewegung setzte, strahlten die Insassen nicht vor Begeisterung. Vielleicht, weil ihnen viereinhalb Stunden Fahrt bevorstand, was in einem Bus nicht immer ein Vergnügen darstellt. Ganz bestimmt aber war die Stimmung gedrückt, weil die Volleyballerinnen des TSV Flacht eine bittere 0:3(21:25, 23:25, 15:25)-Pleite bei den Skurios Volleys Borken mit im Gepäck hatten. „Es war sehr still im Bus“, berichtete Trainer Nico Reinecke.
0:3. Zwei Sätze vor 533 Zuschauern gut mitgehalten, den zweiten beinahe gewonnen und einen dritten, bei dem nicht mehr viel ging. 0:3. Die vierte Niederlage in Folge, darunter drei, in denen die Flachter Frauen keinen Satz für sich entscheiden konnten – zwar beträgt die Lücke zum ersten Nichtabstiegsplatz bereits vier Punkte, und die Zahl der Clubs, die in schnell erreichbarer Schlagdistanz liegen, ist auf einen gesunken.
Die Blaubären stehen in der Zweiten Liga Pro auf der Roten Liste, sie sind vom Aussterben bedroht – mit ihnen kämpfen die Stralsund Wildcats und der SSC Freisen um den ersten Nichtabstiegsplatz und damit ums sportliche Überleben. Dabei hatte sich die Mannschaft aus dem Heckengäu so viel vorgenommen, schließlich waren die Volleys Borken im Hinspiel 3:2 besiegt worden. Doch die Gastgeberinnen waren überlegen, weil die Angriffe des TSV zu wenig variabel und so leicht ausrechenbar waren. Und weil Borken in der Verteidigung immer wieder doch noch eine Hand an den Ball brachte und den Punkt rettete. „Der zweite Satz hätte auch zu unseren Gunsten enden können“, sagte Reinecke, „aber hätte bringt uns halt nichts.“
Es waren wieder einmal die unnötigen, weil unerzwungenen Fehler, die die Blaubären auf die Verliererstraße abdrängten. Zwar agierte die Mannschaft um Kapitänin Julia Cedeno wesentlich besser als beim indiskutablen 0:3 gegen Essen, aber viel zu häufig wurde eine kleine Aufholjagd durch einen eigenen, unnötigen Patzer gestoppt. Diese zu schwach ausgeprägte Konstanz zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison des Clubs, und dabei stellen sich die Fragen: Wie kann Reinecke dieses Manko abstellen und wie will er den Abstieg verhindern?
Auf jeden Fall nicht mit wütendem Aktionismus. Der 40 Jahre alte Chefcoach ist überzeugt, dass es genügt, an kleinen Stellschrauben zu drehen, um das Team auf Ligareife zu trimmen. „Wir sind ja nicht in jedem Spiel chancenlos, die nötige Qualität ist da“, betont er und schließt große Umstellungen im Team aus. Auch ein weiterer Neuzugang nach Nadine Himmelhan (Libera) und Ansah Odoom (Angriff) wäre keine Garantie für den Ligaverbleib, weil die neue Spielerin womöglich Anlaufzeit benötigt – die Kanadierin Odoom konnte gegen Essen und gegen Borken nicht vollends überzeugen. Das Trainerteam jedenfalls will seine Arbeit intensivieren und noch mehr kommunizieren.
Am nächsten Samstag steht das Heimspiel gegen SnowTrex Köln an, den Tabellenzweiten. „Ist vielleicht nicht der ideale Gegner“, sagt Reinecke, „aber wir können da ohne jeden Druck reingehen.“ Es bleiben noch neun Spiele, um den Blaubären ein geschütztes Habitat in der Zweiten Liga Pro zu sichern und von der Roten Liste zu streichen. Je früher das gelingt, je besser.