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Kurz nach 17:00 Uhr war es so weit: Frauke Neuhaus stieg am rechten Netzpfosten in die Höhe und drosch den Ball in ihrer unnachahmlichen Art ins gegnerische Feld.

Kurz nach 17:00 Uhr war es so weit: Frauke Neuhaus stieg am rechten Netzpfosten in die Höhe und drosch den Ball in ihrer unnachahmlichen Art ins gegnerische Feld.

Der Ball schlug ein und durch die Halle schallte „Oh wie ist das schön“. Nach dem Sieg des VLW-Pokals im Mai dieses Jahres setzen Nico Reinecke und seine Mannschaft den nächsten Meilenstein und holen den nächstgrößeren Titel ins Heckengäu.

Alte Bekannte in Flacht – erstes Halbfinale wird deutlich
Die Binder Blaubären Flacht gingen am Sonntag als Siegerinnen aus einem hochkarätig besetzen Viererturnier hervor. Neben dem TSV Flacht als Siegerinnen nahmen auch die Zweitplatzierten des ausrichtenden württembergischen Verbandes teil. Angereist waren die TSF Ditzingen, welche Flacht im Finale des VLW-Pokals mit 3:0 besiegt und die sich im Sommer mit der Flachter Jugendspielerin Gwen Szabo verstärkt hatten. Sie traten im ersten Halbfinale und der ersten Partie des Pokaltages gegen die Siegerinnen aus dem Nordbadischen Volleyballverband, den SV Karlsruhe-Beiertheim, an. Die Mannschaft aus der 2. Bundesliga Süd reiste mit bekannten Gesichtern an. Nicht nur spielt die ehemalige Flachter Juniorin Lotta Slabon für die Karlsruher, im Sommer verstärkte sich die Mannschaft zudem mit den drei Ex-Blaubärinnen Larissa Maierhöfer, Vanessa Rühl und Nadine Himmelhan. Die vier Rückkehrerinnen und ihre Kameradinnen hatten direkt im ersten Satz einen wehrhaften Gegner vor sich, erst in der Verlängerung rangen die nordbadischen Pokalsiegerinnen die württembergischen Vize mit 28:26 nieder. Ditzingen schien damit jedoch am Ende der Kräfte angelangt zu sein. Nachdem es im zweiten Satz nur noch zu 21 Punkten gereicht hatte, kamen die Regionalligistinnen im dritten Satz nur noch auf 15 Zähler und unterlag den Gegnerinnen mit 0:3. Karlsruhe löste das erste Ticket für das Endspiel um die Trophäe, für Ditzingen wurde es nach einem guten Beginn am Ende doch ein ernüchterndes Spiel.

Blaubären starten stark – emotionales Comeback wird gefeiert
In der zweiten Partie traten erstmalig die Gastgeberinnen in Erscheinung. Die Binder Blaubären bekamen es mit einer Mannschaft aus der 3. Liga Süd zu tun, die als südbadische Pokalsiegerinnen anreisten und nach einem Testspiel vor Flachts Bundesliga-Premierensaison zum zweiten Mal Halt in der Heckengäusporthalle machte: der VC Offenburg. Die Gastgeberinnen starteten stark in den ersten Satz und konnten nach vielfach sehr deutlicher Führung durch einen abschließenden Punkt von Kapitänin Julia Cedeño zum 25:16 den ersten Satz für sich entscheiden. Auch im zweiten Durchgang hatten die Schwarz-Blauen die Nase vorn und hielten sich souverän in Führung. Der Höhepunkt des Tages fand ebenfalls im zweiten Satz statt. In der Halle brandete lautstarker Jubel auf, als Trainer Nico Reinecke seine Außenangreiferin Leonie Büdenbender zu ihrem Saisondebüt brachte. Die 20-Jährige hatte sich beim Zweitliga-Debüt des Vereins am 30.09.2023 verletzt und seitdem kein Spiel mehr für die Blaubären bestritten. Die bei Fans und Mitspielerinnen enorm beliebte Angreiferin, die sich trotz der Verletzung regelmäßig zu Spielen des Teams in der Halle zeigte, hatte den nächsten Meilenstein auf ihrem Weg zurück in den Spielalltag gemeistert und wurde von den Flachter AnhängerInnen frenetisch gefeiert. Im Nachgang ordnete die Rückkehrerin ihre Emotionen ein: „Nach über einem Jahr Knieverletzung und 3 OPs wieder auf dem Volleyballfeld zu stehen, war ein überwältigendes Gefühl und ein sehr emotionaler Moment.” Besonders hob sie die Reaktionen ihrer Mitspielerinnen hervor: „Die Mädels haben mich mit strahlenden Gesichtern angeschaut und ich habe gemerkt, dass jede einzelne sich sehr für mich freut. Das hat mich nochmal glücklicher gemacht und mir Sicherheit gegeben.” Einige leichte Ballwechsel, Annahmen und Aufschläge aus dem Stand präsentierte Flachts Nummer 10, bevor Nico Reinecke sie unter tosendem Applaus wieder vom Feld nahm. Für sie trotz der Kürze ein gelungener Auftritt. „Die ersten Ballkontakte und das Wettkampfgefühl haben mir gezeigt, dass sich all die harte Arbeit und Geduld gelohnt haben“ stellte sie fest.

Flacht macht das Finale perfekt
Die Mannschaft spielte den Satz anschließend deutlich weniger souverän zu Ende als noch den ersten. Nachdem Offenburg zwischenzeitlich 6 Punkte aufgeholt hatte, erlöste Frauke Neuhaus ihr Team mit einem ihrer kraftvollen Schläge und sicherte mit dem 25:22 den Satzgewinn. Damit hieß es also 2:0 für die Heimmannschaft und damit stand der potenziell letzte Satz an. Hier ließen es die Damen des TSV Flacht dann wieder deutlicher werden. Als Offenburgs letzter Angriff am Flachter Block aus Saskia Lenk und Britta Schammer zerschellte, stand es erneut 25:16. Mit einem 3:0 Erfolg zogen die Blaubären also ins Finale ein und forderten die Karlsruher um die ehemaligen Mitspielerinnen zum Duell um die Krone.

Karlsruhe-Beiertheim liefert ein fesselndes Match
Die Gäste aus Nordbaden zeigten sofort, dass sie nicht als Kanonenfutter dienen wollten und erspielten sich eine frühe Führung gegen die Mannschaft von Nico Reinecke. Doch diese dachte gar nicht daran, den Kopf in den Sand zu stecken. Das Spiel zog sich dementsprechend in die Länge und Satz 1 lieferte erst mit dem 30:28 die Entscheidung – pro Flacht. Wie bereits im ersten Spiel brachte die späte Satzniederlage den Bruch im Spiel der Unterlegenen. Im zweiten Satz taten sich die Gäste deutlich schwerer und mussten sich mit 16:25 geschlagen geben.

Regionalpokalsieger Süd 2024: Binder Blaubären Flacht
Und dann passierte das, was bereits in der Einleitung dieses Berichtes angerissen wurde: Frauke Neuhaus verwandelte den entscheidenden Ball zum 25:19 und beendete ein hochklassiges Endspiel mit dem besseren Ausgang für die Damen aus Flacht. Ein deutliches 3:0 und damit ein verdienter Sieg für Flacht. Der Vorsitzende des Regionalverbands Süd, Jürgen Handte, überreichte den Spielerinnen feierlich ihre Medaillen, ehe Julia Cedeño den goldenen Pokal vor ihren versammelten Mitspielerinnen in die Höhe riss.

 Nico Reinecke lobt Resilienz seiner Mannschaft
Der Trainer des TSV Flacht sah von Anfang an Druck auf seiner Mannschaft: „Wir gehen natürlich als höchstspielende Mannschaft da als Favorit ins Spiel und das muss man auch mental verkraften und auch umsetzen. Wir haben das aber in großen Teilen gut gemacht, haben uns da keine Blöße gegeben“ lobte er die Mentalität seines Teams. „Ich bin einfach unglaublich stolz auf diese Mannschaft, die im Pokal keinen Satz liegen lassen hat“, sagte Nico Reinecke und verwies dabei auf die makellose Bilanz seines Teams. Die Freude über den Pokalsieg wollte Flachts Coach auch keinesfalls verstecken. „Ich freue mich natürlich sehr, dass wir diesen Regionalpokal geholt haben und natürlich jetzt auch noch die Kirsche auf der Torte“ deutete er an, was jetzt auf die TSV-Damen zukommt.

Auf Flacht wartet das größte Spiel der Vereinsgeschichte
Denn durch den Gewinn des Regionalpokals qualifizieren sich die Binder Blaubären Flacht erstmalig für den DVV-Pokal, den größten deutschen Pokalwettbewerb. Der Einstieg erfolgt direkt im Achtelfinale und das Los könnte nicht größer sein. Flacht empfängt den amtierenden Triple-Sieger (deutscher Meister, Pokalsieger und Supercup-Sieger 2024) und das Nonplusultra im deutschen Volleyball, Allianz MTV Stuttgart am 09.11.2024 um 19:00 Uhr in der heimischen Bärenhöhle. Die Mannschaft aus der Landeshauptstadt um ihren Superstar Krystal Rivers (Diagonal) geht als deutlicher Favorit in das Duell mit den Zweit-Pro-Ligistinnen. In der laufenden Saison steht Stuttgart aktuell mit einer makellosen Bilanz da (3 Spiele, 3 Siege, 9:0 Sätze). Für die Blaubären ist es nach Duellen mit langjährigen Erstligistinnen wie Erfurt oder Vilsbiburg in der 2. Bundesliga Pro nun das erste Duell mit einer aktiven Erstliga-Mannschaft und gleich mit der wohl stärksten. Die Gegnerinnen und der Umstand des Pokal-Achtelfinales machen dieses Match unbestritten zum größten in der Vereinsgeschichte.

Mit dem Pokalsieg im Rücken beginnt jetzt wieder der Fokus auf den Liga-Alltag. Die Binder Blaubären reisen am kommenden Samstag zum Duell mit dem BBSC nach Berlin. Wir wünschen dem frisch gebackenen Regionalpokalsiegerinnen für diese Reise viel Erfolg!

Text: Flemming Nave
Foto: Celine Held