Binder Blaubären des TSV Flacht schlagen den TV Dingolfing 3:1 – als die 24-Jährige die Initialzündung betätigt. Manager Kaiser zieht erfreut Jahresbilanz.
Es hätte nach 55 Minuten in der Heckengäusporthalle 3:0 für den TV Dingolfing stehen können, und die Volleyballerinnen aus Bayern hätten den Blaubären Flacht das Fell dermaßen über die Ohren gezogen, dass danach jegliche Weihnachtsvorfreude auf dem Stimmungsnullpunkt gelegen wäre.
Nach verlorenem ersten Satz mit 15:25 nach 23 Minuten lagen die Frauen aus Flacht im zweiten 4:10 zurück und unter den 350 Zuschauern in der Halle hätte wahrscheinlich niemand nicht einmal den ausgedienten Weihnachtsschmuck von vor 20 Jahren auf einen Sieg gewettet. Aber nach 90 Minuten Spielzeit stand es 3:1 (15:25, 25:14, 25:16, 25:13) für die Blaubären.
Wundersame Wandlung, fast wie in der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens, in der Geizkragen Ebenezer Scrooge zum Menschenfreund konvertiert. „Es kommt extrem selten vor, dass jemand mit zehn Aufschlägen in Folge punktet“, sagte Manager Michael Kaiser erstaunt und anerkennend. Die Wunderfrau, der das gelungen war, hieß Sara Marjanovic. Ihre fast unfassbare Serie hatte die Partie endgültig gedreht, hatte den TSV Flacht im zweiten Satz auf die Gewinnerstraße gebracht, nachdem Britta Schammer und Frauke Neuhaus mit guten Aufschlagserien die Wende des Spiels auf den Weg gebracht hatten – denn zuvor agierten die Gastgeberinnen fahrig und drucklos, als hätten sie sich vor einer Woche erstmals zum Volleyball getroffen.
Dann stand Initialzünderin Sara Marjanovic am Aufschlag. „Ich hatte ja nichts zu verlieren“, sagte die 24-Jährige, „schön, dass ich das Team damit angesteckt habe und neues Selbstvertrauen vermitteln konnte.“ Es war als habe jemand einen Schalter bei den Blaubären umgelegt, plötzlich waren sämtliche Kenntnisse im Volleyball wieder präsent und die tapferen Bayerinnen mussten sich trotz aufopferungsvoller Gegenwehr geschlagen geben. „Man sieht, welche große Rolle der Kopf in diesem Sport spielt“, sagte Manager Kaiser.
Sara Marjanovic setzte ein Zeichen für die Mannschaft und sich selbst – denn bislang zählte der Neuzugang aus Ludwigsburg zur zweiten Garde. „Ich hatte ja noch nicht so viel Spielzeit“, sagte die Frau, die auf Außenannahme steht, „deshalb war es natürlich toll, dass ich zeigen konnte, was geht.“ Cheftrainer Nico Reinecke hatte das freilich registriert und drückte seine höchste Anerkennung aus: „Sara war sensationell.“ Auch Julia Schneider (29), die bislang wegen einer langwierigen Entzündung nur in homöopathischen Dosen Einsatzzeit bekommen hatte, sandte ein ähnliches Signal: Dass man sich voll auf sie verlassen kann, wenn sie gebraucht wird. „Wir haben eine sehr gute zweite Reihe, das waren zwei starke Bewerbungen. Damit besitzen wir auch die nötigen Alternativen im Kader“, betonte Reinecke.
Es gab auch eine dritte Spielerin bei den Blaubären, für die die Begegnung gegen den TV Dingolfing zum besonderes Erlebnis wurde: Leonie Büdenbender. Die 20-Jährige war für den verwandelten Matchball verantwortlich, sie freute sich aber vor allem darüber, dass sie sich mehr und mehr ihrer Form annähert, die sie vor ihrem Kreuzbandriss im September 2023 besessen hatte. „Das war für mich ein Meilenstein“, freute sich Leonie Büdenbender, „es hat alles gepasst. Das war ein krönender Abschluss des Jahres.“ Nach drei OPs kann die Außenspielerin wieder nun wieder kraftvoll abspringen, wenngleich noch die Athletik verbessert werden muss. „Sie kommt nach und nach besser zurück“, sagte Chefcoach Reinecke.
Es hat alles gepasst für einen fröhlichen sportlichen Jahresabschluss und für beschauliche Weihnachtstage: das Ergebnis gegen Dingolfing, die Entwicklung der Spielerinnen sowie die Gesamtwetterlage bei den Blaubären. Michael Kaiser ließ 2024 nach dem Spiel im kleinen Kreis mit den wichtigsten Organisatoren und später mit der Mannschaft sacken – und hatte dabei ein behagliches Gefühl. „Wir haben uns in allen Bereichen positiv entwickelt“, sagte der 40 Jahre alte Manager, „sportlich, organisatorisch und wirtschaftlich.“
In der Liga steht der TSV mit 23 Punkten auf Rang fünf und hat sich in den oberen Etagen etabliert. Der Abstieg, vergangene Saison ein allgegenwärtiges Gespenst, ist kein Thema. Wirtschaftlich dreht sich das Rad, der TSV hat zehn neue Partner gewonnen und lockte in sieben Heimspielen stets mehr als 300 Fans in die Halle. „Das war so nicht unbedingt zu erwarten“, sagte Kaiser. Die Weihnachtsbescherung hat für die Binder Blaubären des TSV Flacht bereits ein paar Tage vor Heiligabend stattgefunden.