Jürgen Kemmner | Leonberger Kreiszeitung vom 08.12.2025
„Das tut richtig gut – wir sind alle ungeheuer erleichtert“, freute sich Cheftrainer Manuel Hartmann nach den insgesamt 899 Spielminuten über den am Ende souverän eingefahrenen Erfolg, „wir können alle sehr stolz darauf sein, was wir da erreicht haben.“ Damit haben die Blaubären die Rote Laterne der Liga den Volleys Borken in die Hände gedrückt.
Nicht nur die Spielerinnen und Offiziellen feierten den historischen Sieg des TSV, auch die mitgereisten Anhänger aus dem Heckengäu machten mächtig Rambazamba auf der Tribüne der Sporthalle Hoheluft. „Das war ein grandioses Erlebnis“, krächzte Zsambe, einer der vier Fans im Blaubären-Kostüm, „das haben wir in der Nacht zum Sonntag ausgiebig gefeiert.“
Der 59-Jährige hatte mit seinen Vereinsbrüdern Ali, Flitzer und Timo (alle in Blaubären-Verkleidung) einen Wochenend-Trip in die Hansestadt mit dem Zug in die Hansestadt gebucht, um neben Kultur und Kiez auch die Volleyballerinnen zu erleben – die Vier sind aufgefallen in der Schar der TSV-Anhänger, die ordentlich Rabatz gemacht hatten. „Wir hatten gehofft, als wir uns für die Reise entschlossen haben, dass in Hamburg der erste Bundesliga-Sieg fällig wird“, erzählte Zsambe, der in Flacht lebt, „ich kann sagen: Wir haben alles richtig gemacht!“
Bestimmt nicht alles, aber ziemlich viel richtig gemacht haben die Spielerinnen um Kapitänin Frauke Neuhaus gegen den Mitaufsteiger. „Wir haben das gesamte Spiel über alle wichtigen Elemente sehr stabil präsentiert“, lobte Manuel Hartmann seine Mannschaft, „dass wir auch kurze Schwächephasen hatten, ist nicht ins Gewicht gefallen.“ Nur im ersten Satz vor 575 Zuschauern in der ausverkauften Halle erlaubten sich die Blaubären einen entscheidenden Patzer: Die Nerven flatterten wie ein Fähnchen bei Windstärke 12, als die Entscheidung nahte.
Die reaktivierte Ex-Nationalspielerin Kathleen Weiss setzte den Flachter Frauen drei Asse ins Feld – aus der 21:20-Führung wurde inklusive eines weiteren verlorenen Ballwechsels ein 21:24-Rückstand, und der erste Durchgang war verloren. Doch auf den schmerzhaften Nasenstüber folgte das Erwachen der Gäste: Von nun an waren die TSV-Spielerinnen nicht nur körperlich, sondern auch mental auf der Höhe. „Wir haben stets nur von Punkt zu Punkt gespielt“, unterstrich Chefcoach Hartmann, „so, wie ich das fordere – und nicht weit vorausgedacht und sich mit einem möglichen Satzerfolg beschäftigt.“
Als es in Satz zwei in die sogenannte Crunchtime ging, bauten die Blaubären ihre 19:18-Führung zum 24:19 aus – das zweite Satzball brachte den Satzausgleich. Und im dritten Durchgang waren die Nerven der TSV-Frauen aus Stahlseilen als es 21:20 stand. Das Team marschierte unbeirrt ins Ziel zum 25:23. Im vierten Satz hatten die Blaubären den ETV Hamburg geknackt,mit 25:16 war der Fisch in 22 Minuten geputzt. „Es war eine Kopfsache“, betonte Hartmann, „deshalb waren wir stabil und sind auch nicht irgendwann eingebrochen.“
Frauke Neuhaus hat ihre kleine Formdelle überwunden und war mit 22 Angriffspunkten erneut die wichtigste Waffe im Angriff, auch Zuspielerin Roxana Vogel, die als wertvollste Spielerin des TSV ausgezeichnet wurde, Mittelblockerin Lizzy Lobzhanidse und Libera Leonie Büdenbender hob der Cheftrainer etwas aus der gesamten Teamleistung heraus. „Die vier haben schon eine außergewöhnliche Performance hingelegt“, sagte Hartmann, der betonte, dass sein Team mit 14 Blockpunkten zudem einen Grundstein zum Sieg gelegt habe. „Mit der Zeit waren die Hamburgerinnen für uns immer berechenbarer“, erklärte der 41-Jährige.
Ob bei Zsambe, Ali, Flitzer und Timo eine so fundierte Spielanalyse am Samstagabend stattgefunden hat darf – bei aller Volleyball-Kompetenz des Quartetts – bezweifelt werden. Der Premierensieg in der Bundesliga wurde würdig gefeiert, nun brennen die vier im Blaubären-Pelz innigst darauf, dass bald auch in der Bärenhöhle in Weissach ein Erstliga-Erfolg begossen werden kann.

