Julie Teso ist in ihrer Volleyball-Karriere ein bisschen rumgekommen – die luxemburgische Nationalspielerin freut sich aufs erste Heimspiel.
Leonberger Kresizeitung Jürgen Kemmner
Julie Teso ist gespannt. Gespannt auf ihr erstes Heimspiel im Trikot der Binder Blaubären des TSV Flacht. An diesem Samstag (19 Uhr) empfangen die Volleyballerinnen in der Zweiten Liga Pro den Aufsteiger VfL Oythe in der Heckengäusporthalle, und die neue Zuspielerin des Teams hofft „auf ein volles Haus und eine klasse Stimmung“. Julie Teso hat dieses Szenario schon einmal erlebt – vergangene Saison war sie als Spielerin der Wildcats Stralsund zu Gast in der Bärenhöhle im Heckengäu.
„An dieses Spiel erinnere ich mich nicht so gern, ich habe mir da einen Bänderriss im Fuß zugezogen“, erzählt die 26-Jährige, „aber ich weiß, dass da ordentlich was los war in der Halle.“ Und deshalb geht Julie Teso erwartungsfroh in ihr erstes Heimspiel für die Blaubären. „Ich hoffe auf voll besetzte Plätze“, sagt sie, „wir haben mit zwei Siegen zum Saisonstart ja eine gute Werbung vorgelegt.“
Die Zuspielerin ist ein besonderer Neuzugang des TSV Flacht, sie ist die erste Nationalspielerin, die das Trikot der Blaubären trägt – ihre Mutter ist Luxemburgerin, ihr Vater Deutscher. Als sie noch in der Jugend spielte, klopfte der luxemburgische Verband an, ob sie nicht für ihn bei den U-19-Juniorinnen aufschlagen wolle. Julie Teso freute sich über das Interesse und sagte zu.
Mittlerweile hat sie zahlreiche Länderspiele bestritten, wie viele es exakt sind, kann sie selbst nicht beantworten. Mehr als 20 sind es auf jeden Fall. Sie stand zuletzt in der Silver League für die Heimat ihrer Mutter auf dem Feld und feierte dabei unter anderem einen Sieg über Island sowie über die Färöer Inseln. Das Team aus dem Großherzogtum belegte Platz sieben in der Zehner-Liga. „Mit einer so kleinen Nation sind die Erfolge etwas rarer gesät“, sagt sie, „aber im Nationaltrikot aufzulaufen, macht immer wieder viel Spaß.“
Dass letzteres auch mit den Blaubären so sein wird, davon geht Juli Teso aus – nicht nur, weil der TSV wie die luxemburgische Nationalmannschaft in blauen Leibchen spielt. „Ich wurde bestens aufgenommen“, sagt die 26-Jährige, die in Bad Homburg bei Frankfurt geboren wurde, „und meine Leistung war auch ganz okay – mit Luft nach oben.“
Dass Julie Teso im Heckengäu gelandet ist, war schon vor Ende der vergangenen Runde absehbar. Nach einem sportlichen Witterungsumbruch in Stralsund samt Trainerwechsel sah die Deutsch-Luxemburgerin an der Ostsee kein Land mehr und klopfte bei Blaubären-Sportdirektor Jan Lindenmair an. Nach ein paar Gesprächen und einem Probetraining war die neue Liaison besiegelt, denn der TSV benötigte eine neue Zuspielerin. „Julies Stärke ist“, sagt Trainer Nico Reinecke, „dass sie sehr ruhig in ihrem Spiel ist – sie kann auch aus schwierigen Bällen etwas machen.“ Mittlerweile wohnt sie in Mönsheim und hat eine Stelle in Pforzheim angetreten, die sie über das Firmennetzwerk des TSV Flacht kontaktiert hat. „Ohne Job wäre ein Wechsel nicht möglich gewesen“, betont die 26-Jährige.
Julie Teso ist in ihrer Karriere schon ein paar Kilometer herumgekommen – nicht nur mit dem Nationalteam, sondern auch mit ihren Vereinen. Begonnen hat sie 2018 bei den Aktiven bei den Volleys des TV Holz (in der Nähe von Saarbrücken) in der zweiten Liga, 2022 wechselte sie zu Volley Bartreng ins Großherzogtum nahe der Hauptstadt Luxembourg – und dann flatterte im Frühjahr 2023 plötzlich ein Angebot aus Italien auf den Tisch.
Der Zweitligist Seap-Sigel Marsala hatte dringenden Bedarf an einer Zuspielerin, da sich die Stammkraft verletzt hatte – über eine Agentin waren die Italiener auf Julie Teso gestoßen. „Das war eine Chance, die ich unbedingt nutzen wolle“, erzählt sie. Der Bitte auf eine Freistellung kamen die Verantwortlichen von Volley Bartreng gerne nach, Julie Teso packte ihre Siebensachen und machte sich auf nach Sizilien. In zehn Partien mischte der Blitzeinkauf beim Zweitligisten vom Westküstenzipfel der Insel mit, das „war eine großartige Erfahrung für mich“, erzählt Julie Teso, „ich habe menschlich wie spielerisch sehr davon profitiert.“
Doch am Ende der Saison war das italienische Märchen so schnell beendet wie es begonnen hatte – bedauerlicherweise für Signorina Teso. Der Club, der sie womöglich weiterverpflichtet hätte, war in finanzielle Schieflage gekommen und meldete sich vom Spielbetrieb ab. „Es war aber schön, das alles erlebt zu haben“, erzählt Julie Teso.
Nach Sizilianern und Mecklenburgern hat es die Handlungsreisende in Sachen Volleyball nun mit Schwaben zu tun. Für sie kein Problem, da sie in Hessen aufgewachsen ist und die süddeutsche Mentalität ihr nicht fremd ist. Julie Teso hätte bestimmt nichts dagegen, noch eine ganze Weile bei den Blaubären zu bleiben.