Volleyball-Zweitligist TSV Flacht scheidet im Achtelfinale des DVV-Pokals gegen Allianz MTV Stuttgart aus – aber es gibt viel Lob vom deutschen Meister.
Leonberger Zeitung vom 11.11.2024 | Jürgen Kemmner
Wenn die eigene Mannschaft eine Partie deutlich verliert, die Spielerinnen aber einen zufriedenen, ja glücklichen Eindruck vermitteln, müsste ein Trainer eigentlich einen Puls von 160 plus x haben. Doch Nico Reinecke, der Coach der Binder Blaubären des TSV Flacht, war weit von Emotionen entfernt wie Ärger und Frust. Der Mann war gechillt, wie man heute sagt.
„Wir haben das gezeigt, was wir uns vorgenommen hatten“, sagte der 40-Jährige entspannt, „und wir haben im Schnitt knapp 15 Punkte pro Satz erzielt.“ 0:3 (10:25, 14:25, 18:25) hatte sein Team aus der Zweiten Liga Pro gegen Allianz MTV Stuttgart im DVV-Pokal verloren – aber das war ja genauso erwartbar wie die Tatsache, dass bei Weihnachtsmärkten Glühwein getrunken wird.
Der Bundesligist, der Meister und Pokalsieger, war als hoher Favorit in die Heckengäusporthalle marschiert und hatte das Achtelfinale kontrolliert – auch wenn Trainer Konstantin Bitter verstärkt Talenten und Akteurinnen, die in der Bundesliga nicht so viel Spielzeit erhalten, eine Bewährungschance geboten hatte. Allianz-Star Chrystal Rivers saß in Zivil am Rand, die Blaubären verzichteten ihrerseits auf die Dienste von Top-Angreiferin Frauke Neuhaus, die angeschlagen war und für die Liga geschont wurde.
Der Zweitligist lieferte einen bemerkenswerten Eindruck ab, der die Gesandtschaft des Bundesligisten erstaunte. In sportlicher Hinsicht, weil das Team um Kapitänin Julia Cedeno („Wir haben gekämpft und gut gegengehalten“) in vielen Ballwechseln auf Augenhöhe agiert und nicht nur von Patzern des Erstligisten profitiert hatte. Vor allem staunten die Gäste aus der Landeshauptstadt über die Begleitumstände des Duells.
Allianz-Trainer Bitter war voll des Lobes. „Eine tolle Halle, ein erstklassiger Aufbau und die Stimmung ist großartig“, sagte der 35-Jährige, und auch Kim Renkema fühlte sich in der Provinz sichtlich wohl. „Das sieht richtig gut aus“, sagte die Allianz-Sportdirektorin, „auch der Vip-Bereich ist klasse. Ich halte die gesamte Organisation absolut für Erstliga-tauglich.“ Die Kulisse in der mit 430 Fans ausverkauften Halle war das zweifellos – die Fanclubs beider Lager sowie Hallensprecher Flemming Nave animierten die Zuschauer und sorgten für Stimmung, wie sie nicht in allen Erstliga-Hallen zu erleben ist. „Bundesliga-reif ist das hier“, sagte Allianz-Coach Bitter, „nur die Mannschaft muss jetzt in ihrer Qualität noch zulegen.“
Kein Wunder, dass alle, die das Blaubären-Logo auf dem Trikot oder im Herzen tragen, stolz waren – und dass die Vision, einmal Liga-Konkurrent von Allianz MTV zu sein, einen Schub bekommen hat. „Das war Werbung für unseren Sport sowie den Verein und die Mannschaft“, freute sich der Flachter Manager Michael Kaiser, „wir genießen den Moment, aber nächste Woche ist wieder zweite Liga.“ Dann strahlen die Blaubären in ihrer Halle nur nach einem Sieg über Snowtrex Köln am nächsten Samstag und VCO Dresden einen Tag später.