Die Volleyballerinnen unterliegen beim Heimauftakt in der Zweiten Liga Pro dem VfL Oythe 0:3 – das ist nicht die einzige Enttäuschung.
Leonberger Kreiszeitung vom 30.09.24 | Jürgen Kemmner
Es herrschte Stille in der Heckengäusporthalle. Nur die Jubelgesänge der Spielerinnen des VfL Oythe waren zu hören – und die stachen wie kleine Nadeln in die Herzen der Spielerinnen des TSV Flacht und deren leidende Fans. Die Truppe aus Niedersachsen hatte den Blaubären in deren eigenem Gebiet gehörig das Fell über die Ohren gezogen – 0:3 (16:25, 16:25, 26:28) hieß es am Samstagabend nach gerade einmal 80 Minuten.
Michael Kaiser saß nach dem dritten verwandelten Matchball des VfL Oythe reichlich konsterniert am Tisch hinter der kurzen Seite des Spielfeldes. „Wir hatten uns mehr erhofft, wir hätten gerne etwas Zählbares mitgenommen“, gab der Manager des Teams zu, „aber wir waren zwei Sätze lang nicht im Spiel.“ Es verließen bereits die ersten Zuschauer die Halle, noch ehe die beiden besten Spielerinnen der Mannschaften gekürt worden waren. Diese Niederlage tat weh.
Denn so ziemlich jeder, der es mit den Blaubären hielt, hatte sich vielleicht nicht unbedingt einen glanzvollen Sieg erhofft, aber wohl doch ein spannendes Match. Denn vom Saisonauftakt hatte das Team um Kapitänin Julia Cedeno fünf Punkte von den Partien in Essen (3:2) und in Hamburg (3:1) mit ins Heckengäu gebracht. Doch die Heimpremiere in der zweiten Saison der Zweiten Liga Pro war nicht nur ein Satz mit x, sondern deren gleich zwei. Das war nix.
„Das sollte wohl nicht sein“, meinte Julia Cedeno, nachdem sie mental wieder einigermaßen ausbalanciert war, „wir haben zwei Sätze lang nicht in das Spiel reingefunden – und im dritten Satz auch nur phasenweise.“ Vor allem die Aufschläge der Frauen aus dem Stadtteil von Vechta schmeckten den Blaubären wie eine Portion Lebertran zum Frühstück – viel zu oft gelang die Annahme gar nicht oder nur unzureichend, sodass die Gastgeberinnen als Folge keinen Druck im Angriff produzieren konnten. „Unser Matchplan“, räumte TSV-Trainer Nico Reinecke hinterher ein, „fußte auf einer guten Annahme – und der war damit durchkreuzt.“
Die Probleme bei der Annahme zogen sich durch zwei Sätze wie eine lästige Erkältung, die man partout nicht loswird. Dazu gesellte sich die Malaise in der Offensive. Die Waffen der sonst gefürchteten Angriffsführerin Frauke Neuhaus blieben oft stumpf, die 31-Jährige fand zu selten eine Lücke im VfL-Block, zu allem Ärger flogen einige Bälle klar ins Aus oder landeten gar im Netz. Aber die geringe Erfolgsquote alleine Neuhaus aufzubürden, wäre viel zu kurz gegriffen – jede aus der Blaubären-Familie blieb mehr oder weniger unter ihrem Leistungsniveau.
Als es im dritten Satz die erste Führung (!) gab, als die Bemühungen besser fruchteten, war es eigentlich zu spät und „das Momentum lag aufseiten von Oythe“, stöhnte Reinecke. Die Blaubären konnten sich nie absetzen, eigene Fehler oder das Spielglück am Netz verhinderte dies. „0:3 vor eigenen Fans ist bitter“, sagte der Chefcoach, und der Manager hatte zusätzlich eine zweite Enttäuschung zu verdauen. „Wir hatten auf 350 Zuschauer plus x gehofft“, bekannte Michael Kaiser. Doch auch dieses „X“ war nix, auch dieses Ziel hatten die Blaubären verfehlt. Es waren lediglich 302 Fans in der Blaubärenhöhle. Der einzige Trost für alle: Es folgen noch zwölf Heimspiele.