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Unverhofft kommt ziemlich oft

Jürgen Kemmner | Leonberger Kreiszeitung vom 13.12.2024
Britta Schammer war beinahe schon Volleyball-Rentnerin – dann tritt Zweitligist Binder Blaubären Flacht in ihr Leben und malt es bunt.
Vielleicht reicht es jetzt ja mal für ein bisschen mehr Privatleben. Das dachte sich Britta Schammer im Frühjahr, nachdem sie erfahren hatte, dass sich die Barock Volleys Ludwigsburg aus der Zweiten Liga Süd abgemeldet und sich viele ihrer liebsten Mitspielerinnen in alle Himmelsrichtungen verstreut hatten. All die Jahre zuvor hatte sie ihr Leben nicht allein, aber doch stark auf den Sport ausgerichtet. „Mehr Freizeit könnte nicht schaden, dachte ich damals“, erzählt die 28-Jährige, „bisschen häufiger einfach in der Sonne liegen ...“

Doch es kam anders als sie dachte.

Sara Marjanovic, eine ihrer ehemaligen Teamkolleginnen, hatte bei den Binder Blaubären des TSV Flacht angeheuert, und sie fühlte sich dort derart wohl, dass sie Kontakt zu Britta Schammer aufnahm und sie im Spätsommer fragte, ob es denn nicht wieder in den Fingern jucken würde. Und dass die Blaubären eine Mittelblockerin gut gebrauchen könnten. Britta Schammer wusste, wie man als Mittelblockerin auf dem Feld agiert. Und es juckte tatsächlich in ihren Fingern.

„Ich konnte mir vorstellen, dass ich das Niveau der Zweiten Liga Pro bringen könnte“, berichtet die Stuttgarterin, die sich beim Flachter Sportdirektor Jan Lindenmair und bei Cheftrainer Nico Reinecke einen Termin eintragen ließ. Die beiden luden die 1,85 Meter große Frau zum Probetraining, um ihre Qualitäten zu checken und abzuwägen, ob sie menschlich ins Teamgefüge passen könnte. „Ich bin halt ins Training reingestolpert“, erzählt Britta Schammer, „danach war ich Feuer und Flamme.“ So ähnlich erging es Lindenmair, Reinecke sowie der Mannschaft. Kurz darauf hatten die Blaubären Zuwachs. „Ich bin im Nachhinein wahnsinnig froh, dass ich ins Probetraining bin“, sagt sie.

Seitdem ist sie wichtiger Teil der Mannschaft und an diesem Samstag (19 Uhr) gegen den TV Dingolfing will sie mit ihrer Präsenz am Netz und ihrer Erfahrung für den Erfolg der Blaubären sorgen. „Mittelblockerinnen findet man in Europa nicht wie Sand am Meer“, sagt Reinecke, „man sollte groß, athletisch und schnell sein sowie eine Spielintelligenz mitbringen.“ Die Position ist keine fürs Rampenlicht, im Mittelblock arbeitet man eher im Verborgenen, macht kaum Punkte, „Britta ist perfekt für diese Position“, betont der Chefcoach.

Dass Britta Schammer überhaupt beim Volleyball gelandet ist, war Zufall. Ihr sportlicher Plan hatte das nicht vorgesehen, schon damals wurde sie von der Entwicklung einfach überrollt. Das sportliche junge Mädchen spielte Badminton, und zwar mit größerem Erfolg als viele ihrer Altersgenossinnen – mit dem Team des MTV Stuttgart wurde sie süddeutsche U-18-Meisterin. Nebenbei pritschte sie in einer unterklassigen Volleyball-Mannschaft des MTV. Zum Spaß.

Aber erneut veränderte sich das Leben der Britta S. von jetzt auf nachher.

Als Johannes Koch, der Zweitliga-Trainer von Allianz MTV Stuttgart 2, sie im Spiel beobachtete, wusste der Mann, dass er handeln musste. Er erzählte ihr davon, dass er ungeheures Talent erkannt habe, dass sie unbedingt zum Volleyball wechseln müsse. „Ich hatte davor nie in einem Jugend-Auswahlkader gestanden“, erzählt Britta Schammer, „nun stand ich in der zweiten Liga, im Nachwuchs-Team von Bundesligist Allianz MTV.“

Das Sportleben meinte es erneut gut mit ihr. Die Spätberufene schnupperte eineinhalb Jahre häufig in den Erstliga-Kader hinein, erst als Mittelblockerin, dann wurde sie zur Diagonalangreiferin umfunktioniert. Alles schien wunderbar, bunt und schön. Doch unvermittelt meldete sich Allianz MTV 2 vom Spielbetrieb ab und Britta Schammer schlug in Ludwigsburg auf.

Wie in Stuttgart, fand ihre Sportkarriere auch in der Barockstadt ein jähes Ende mit dem Rückzug des Clubs, bis die Blaubären sich meldeten. Da kamen ihr die Kenntnisse als Mittelblockerin zugute, als Diagonalangreiferin wäre sie kaum in Flacht gelandet. „Die Position füllt Frauke Neuhaus aus“, betont sie, „an ihr würde ich nie vorbeikommen – deshalb spielte der Club für mich im Sommer keine Rolle.“ Als Mittelblockerin schon. Die Rückschulung war kurz und schmerzlos, sie musste nur Altgelerntes auffrischen. „Das war überhaupt kein Problem“, sagt Reinecke.

Jetzt ist Britta Schammer in der Rolle am Netz gesetzt, und sie fühlt sich derart wohl, dass sie sich nichts anderes tun möchte. Nur bei einem Gedankenspiel wird sie reserviert. Mittelfristig haben die Blaubären die Bundesliga im Blick, ein Aufstieg würde bedeuten: noch mehr Training, noch mehr Reisen – das kann sich die Wirtschaftsinformatikerin als IT-Projektleiterin kaum vorstellen. „Ich glaube, erste Liga und Beruf“, sagt sie, „könnte ich nicht gut vereinen.“ Das sagt Britta Schammer heute. Aber womöglich kommt es eines Tages anders, als sie denkt.


2. Bundesliga Pro: Letztes Heimspiel des Jahres für die Binder Blaubären TSV Flacht

Am 14. Dezember um 19:00 Uhr heißt es noch einmal alles geben, wenn die Binder Blaubären Flacht auf den TV Dingolfing treffen! Lasst uns die Halle bis auf den letzten Platz füllen und unsere Blaubär-Ladies lautstark anfeuern!

Die Bärenhöhle öffnet um 18:00 Uhr, aber kommt schon ab 17:30 Uhr vorbei und genießt Glühwein und Punsch vor der Halle – die perfekte Einstimmung auf einen spannenden Volleyball-Abend!

Nehmt am Ergebnis-Tipp-Spiel teil und sichert euch die Chance auf tolle Preise!

Und es wartet noch eine weitere Überraschung auf euch! ✨

Tickets sind online unter www.tickets.binderblaubaeren.de (Link in der Bio) oder an der Abendkasse erhältlich. Lasst uns gemeinsam das Jahr mit einem unvergesslichen Spiel ausklingen lassen!


Zum zweiten Mal in Folge spielen die Binder Blaubären TSV Flacht ein Topspiel der 2. Bundesliga Pro.

Nach dem Heimsieg gegen den Spitzenreiter NawaRo Straubing wollte man auch beim Tabellenzweiten in Borken die Erfolgswelle weiterreiten. Doch daraus wurde nichts, Flacht verliert das Duell an der Tabellenspitze mit 1:3. Dabei hatte zu Beginn alles sehr vielversprechend ausgesehen.

Schwungvoller Beginn für Flacht
Der TSV Flacht wollte bei seinem zweiten Gastspiel in der Borkener Mergelsbergsporthalle endlich die ersten Punkte entführen. Entsprechend schwungvoll begannen die Blaubären ihr Spiel. Angepeitscht von den eigenen Fans, die einer Übermacht auf der Tribüne in Borken gegenüber standen, spielte Nico Reineckes Mannschaft gegen den Gastgeber stark auf. Wieder einmal war es die bärenstarke Chrissi Werner, die beim Stand von 19:17 zum Aufschlag antrat und den Blaubären vier Punkte in Serie verschaffte. Mit 25:20 holten die Binder Blaubären ihren ersten Satz in Borken und gingen mit 1:0 in Führung.

Flacht bricht ein
So stark wie die Binder Blaubären das Spiel begonnen hatten, so stark ließen sie in der Folge nach. Das souveräne Auftreten der Schwarz-Blauen wich einem fahrigen Spiel. Ob Aufschläge, Angriffe oder Blocks, die Fehler auf Flachter Seite häuften sich. Borken auf der anderen Seite wusste diese Fehler gnadenlos zu bestrafen und spielte sich in einen regelrechten Rausch. Phasenweise trennten die beiden Kontrahenten über 10 Punkte. Mit 25:12 glich Borken hochverdient aus und machte im folgenden Satz genau dort weiter, wo sie aufgehört hatten. Flachts Damen kamen immer mehr ins Schwimmen und auch wenn sie dieses Mal mehr Punkte holen konnten als im vorherigen Satz, war es auch hier wieder deutlich. Borken gewann den Satz mit 25:15, stellte den Spielstand auf 2:1 aus eigener Sicht und den Gegner mit dem Rücken an die Wand.

Flachter Aufbäumen nicht belohnt
Der vierte Satz begann ebenfalls unvorteilhaft für die Gäste. Mit 0:4 geriet Flacht hier schnell in Rückstand. Wer aber dachte, die Mannschaft von Kapitänin Julia Cedeño würde das Spiel jetzt herschenken, wird die neuen Blaubären noch nicht kennen. Das Team bewies wie so oft in dieser Spielzeit beeindruckenden Kampfesmut und arbeitete sich in die Partie zurück. Lange konnten die TSV-Damen die Begegnung offen halten, erneut gingen sie durch eine Aufschlag-Serie von Chrissi Werner spät in Front. Obwohl die Hausdamen das Spiel erneut zu den eigenen Gunsten drehten, wehrten die Flachter ganze vier Matchbälle in der kochenden Mergelsbergsporthalle ab. Schließlich begünstigte ein erneuter Annahmefehler den entscheidenden Punkt für Borken, die den Satz mit 27:25 und damit das Spiel mit 3:1 gewinnen konnten.

„Schade“ – Nico Reinecke mit nüchternem Fazit
Für den Trainer fiel die Analyse am Folgetag dementsprechend wesentlich aus. „Gestern ist mir noch ein Wort eingefallen: ‘Schade’“, sagte Nico Reinecke am Sonntag. Flachts Chefcoach führte aus: „Wir haben toll angefangen, dann den Faden in Satz 2 und 3 verloren und sind dann nochmal kämpferisch super zurückgekommen im 4. Satz. Wenn gegen Straubing vieles gut zusammen gepasst hat, dann war es gegen Borken vielleicht etwas andersherum. Gewinnen wir den 4. Satz, dann hätten wir den Punkt geholt, den wir sicherlich durch den 1. Satz und 4. Satz verdient gehabt hätten, aber so ist Sport.“ Auch Frauke Neuhaus, die erneut zur Flachter MVP ausgezeichnet wurde, ordnete das Spielgeschehen sehr knapp ein: „Wir haben einen sehr guten ersten Satz gespielt, dann den Faden gegen starke Borkenerinnen verloren, uns im 4. Satz rangekämpft und dann ärgerlich verloren“.

Tabellenspitze wird enger – Flacht rutscht aus Top 4
Des einen Freud ist des anderen Leid. Auf der einen Seite fahren die Skurios Volleys Borken den nächsten Sieg ein und schieben sich über Nacht an Tabellenführer Straubing vorbei auf den Spitzenplatz. Am Sonntag konnten die Gäubodenstädter mit ihrem Sieg gegen Berlin zwar wieder vorbeiziehen, mit nur einem Punkt Differenz wird der Titelkampf nun jedoch deutlich enger. Auf der anderen Seite verlieren die Blaubären ihr drittes Auswärtsspiel in Serie (das mit 3:0 pro Flacht gewertete Spiel in Vilsbiburg wurde ursprünglich mit 1:3 verloren und nachträglich aufgrund eines Regelverstoßes der Gegner für Flacht festgelegt). Darüber hinaus müssen die Binder Blaubären ihren vierten Tabellenplatz abgeben und werden von den Roten Raben aus Vilsbiburg überholt, die am Sonntag mit 3:1 in Leverkusen gewinnen konnten. Mit ihrem letzten Spiel des Kalenderjahres 2024 am kommenden Samstag zu Hause gegen Dingolfing hat Flacht jedoch die Chance, wieder vorne anzugreifen.

Wir gratulieren unseren Freunden aus Borken zum Sieg und wünschen ihnen sowie unseren Blaubären viel Erfolg für die weiteren Spiele.

Text: Flemming Nave
Foto: Thomas Hacker