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Blaubären kämpfen lange auf Augenhöhe

Zweitliga-Volleyballerinnen des TSV Flacht unterliegen Tabellenführer Schwarz-Weiß Erfurt zwar 0:3, doch die Niederlage macht auch Mut! (von Jürgen Kemmner Leonbeger Kreiszeitung vom 15.01.2024)

WEISSACH: Es gibt solche Fragen, die darf man im Sport eigentlich nicht stellen, weil es keine eindeutige Antwort darauf gibt. Etwa: Hätten die deutschen Fußballer das WM-Endspiel 2002 gegen Brasilien gewonnen, wenn Topstar Michael Ballack nicht gesperrt gewesen wäre? Oder: Wären die deutschen Handballer 2007 auch Weltmeister geworden, wenn das Turnier nicht im eigenen Land stattgefunden hätte?

Im Falle der Binder Blaubären des TSV Flacht lautet die verbotene Frage des Wochenendes: Wäre den Volleyballerinnen die faustdicke Überraschung mit einem Sieg über Tabellenführer Schwarz-Weiß Erfurt gelungen, wenn sie den ersten Durchgang gewonnen hätten? „Erfurt war im ersten Satz zu packen“, behauptete Cheftrainer Nico Reinecke, „und wir hätten es verdient gehabt, mindestens einen Satz zu gewinnen.“

Hört sich vielleicht realitätsfern an, wenn am Ende eine 0:3(23:25, 20:25, 15:25)-Niederlage der Blaubären steht, eine erwartete und heimlich einkalkulierte Niederlage gegen den ungeschlagenen Überflieger der Liga – und doch lag der 39-Jährige mit dieser Einschätzung keineswegs vollkommen daneben. Denn im ersten Satz staunten die 350 Zuschauer, darunter ein lautstarker Anhang aus Thüringen, wahrscheinlich wie die Menschen, die in den frühen 1890er Jahren die ersten Autos durch die Straßen fahren sahen. 10:6, 15:8 und auch 21:19 führten die Frauen in Weiß-Blau gegen den Topfavoriten, und das nicht, weil die Erfurterinnen viele Fehler machten, sondern weil die Blaubären absolut auf Augenhöhe mit dem Ligaprimus agierten. „Wir haben die nicht in ihr Spiel kommen lassen“, sagte TSV-Libera Nadine Himmelhan, „am Ende hat sich dann aber doch gezeigt, dass die eine Spur erfahrener sind.“

Schwarz-Weiß spannte Nerven und Muskeln an und nutzte den ersten Matchball zum 25:23 – knapper als die FDP-Mitglieder für den Verbleib in der Ampel-Regierung stimmten, schrammten die Blaubären am Satzgewinn vorbei. Es wäre ein Paukenschlag gewesen, Erfurt hatte in zwölf Spielen zuvor lediglich sechs Sätze abgegeben.

Und auch im folgenden Durchgang schien die Überraschung erreichbar, greifbar. Es stand 6:6, 13:13 und 17:18, dann legten die Gäste erst zwei, dann drei Punkte zwischen sich und den TSV – und mit dem 19:22 ließ sich die thüringer Truppe von Trainer Mateusz Zarczynski die Wurst nicht mehr vom Brot ziehen. „Es wäre wirklich was drin gewesen in den ersten beiden Sätzen“, sagte die Flachter Angreiferin Frauke Neuhaus, „danach ist uns die Konzentration etwas abhandengekommen.“ Erst in Satz Nummer drei war auch für Volleyball-Laien klar erkennbar, welche Mannschaft den souveränen Tabellenführer und welches Team das Kellerkind verkörperte.

Das 0:3 war kein deprimierendes Ergebnis, sondern eines, das Mut machen kann im Kampf gegen den Abstieg. Zwei Sätze lang hielten sich die Blaubären an den Matchplan und forderten von den Erfurterinnen alles ab, „die Mädels haben dabei registriert, dass sie gegen den Tabellenführer eine Chance haben“, sagte Reinecke, „und sie nehmen von dieser Partie mit, dass sie in dieser Liga bleiben können, wenn sie ihre Leistung abrufen und sich eng an die Vorgaben halten“. Das, so meinte der Chefcoach, habe etwa auch beim etwas überraschenden 3:2-Erfolg über die ESA Grimma Volleys funktioniert. „Wie wir in den ersten beiden Sätzen gespielt haben“, sagte Neuhaus, „das nehmen wir mit in die nächsten Wochen.“

Denn nun geht es zu Bayer Leverkusen (20. Januar), gegen die die Blaubären beim Zweitliga-Debüt im September 3:1 gewonnen hatten, danach folgen die Duelle mit den Konkurrenten im Abstiegskampf Allbau Volleys Essen (27. Januar) und bei den Skurios Volley in Borken (3. Februar). „Wir können feststellen“, befand Manager Michael Kaiser eine halbe Stunde nach Spielschluss, „dass sich die Mannschaft weiter entwickelt, und wir tun alles dafür, dass wir noch breiter aufgestellt sind.“

Nach Nadine Himmelhan sind die Blaubären an einem zweiten Neuzugang dran – mit der Allrounderin ist sich der Club längst einig, allerdings sind noch Formalitäten zu klären. Wenn alles flutscht, könnte die Spielerin bereits am Samstag gegen Bayer Leverkusen ihr Debüt im Flachter Trikot geben. In der Nachbetrachtung mit etwas Abstand schmerzte das 0:3 nur noch wie ein Pieks mit einer Stecknadel, weil man ja ohnehin keine Punkte eingeplant hatte. „Uns muss nicht bange sein“, sagte Michael Kaiser.


Vorbericht Heimspiel gegen Schwarz-Weiß Erfurt am 13.01.2024

Am kommenden Samstag, den 13.01.2024, steht für die Binder Blaubären Flacht eine große Herausforderung an. In der Weissacher Bärenhöhle empfangen sie um 19:00 Uhr den ungeschlagenen Tabellenführer Schwarz-Weiß Erfurt zu einem Match, das Spannung und Kampfgeist verspricht.

Die Ausgangslage könnte kaum spannender sein: Die Blaubären, die sich in dieser Saison mit Höhen und Tiefen auseinandersetzen mussten, haben die Chance auf Wiedergutmachung. Im Hinrundenspiel gegen die Erfurter hatten sie keine Chance und mussten eine deutliche 0:3-Niederlage (12:25, 17:25, 18:25) hinnehmen. Doch das Team um Trainer Nico Reinecke hat seitdem hart gearbeitet und ist fest entschlossen, es dem Spitzenreiter diesmal schwer zu machen. Schwarz-Weiß Erfurt hingegen reist als Favorit an und wird alles daransetzen, seine beeindruckende Siegesserie fortzusetzen.

Für die Fans der Binder Blaubären Flacht gibt es keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, ihre Mannschaft lautstark zu unterstützen. Nach dem ausverkauften Heimspieltag zuletzt hofft das Team erneut auf eine volle Halle und eine fantastische Atmosphäre. Die Unterstützung von den Rängen könnte den entscheidenden Unterschied machen und den Blaubären zusätzliche Energie verleihen.

Tickets für das Spiel sind noch unter www.ticket-onlineshop.com/ols/binder-blaubaeren/de  verfügbar, aber die Nachfrage ist groß. Die #blaubärbande wird daher dazu aufgerufen, sich ihre Plätze rechtzeitig zu sichern, um Teil dieses spannenden Volleyballabends zu sein.

Es steht außer Frage: Die Binder Blaubären Flacht sind bereit für das Duell gegen Schwarz-Weiß Erfurt – ein Spiel voller Emotionen und mit dem klaren Ziel vor Augen, die eigene Bilanz zu verbessern und den Fans einen unvergesslichen Abend zu bescheren.

📸 Gerhard Heermann


Nadine Himmelhan haut nichts mehr um

Der Abstiegskampf in der Zweiten Liga Pro ist für die Volleyballerinnen aus Flacht mental fordernd – deshalb holt der Club eine Verstärkung.
Leonberger Kreiszeitung vom 12.01.2024 von Jürgen Kemmner 

Eine schillernde, publikumsträchtige, grandiose Premiere war es nicht, die Nadine Himmelhan im Trikot der Binder Blaubären aus Flacht feierte. Es war eher ein Kurzauftritt, aber ein grundsolider und bodenständiger. „Ich kann mich nicht beschweren“, sagt die 32-Jährige, die beim 3:2-Erfolg über die ESA Grimma Volleys im Tiebreak zum ersten Mal für den Club auf dem Feld stand und mit zwei, drei Aktionen ein Ausrufezeichen setzte.

Einmal hechtete Nadine Himmelhan sogar, um einen Ball zu retten – dabei ist das eine Begleiterscheinung des Volleyballspiels, die sie in etwa so liebt wie das Ausfüllen einer Steuererklärung. „Früher bin ich häufig in Richtung Ball geflogen“, erzählt die neue Libera, schmunzelt und fährt fort: „Heute weiß ich, wo ich stehen muss.“ Das dürfte auch so sein, wenn der TSV Flacht an diesem Samstag (19 Uhr) den ungeschlagenen Spitzenreiter Schwarz-Weiß Erfurt in der Heckengäusporthalle empfängt.

32 ist Nadine Himmelhan, damit hat sie Frauke Neuhaus (30) den Titel der Alterspräsidentin der Blaubären abgenommen, und dank diesen Alters besitzt der Neuzugang ein Füllhorn an Erfahrungen. 17 Jahre geballte Volleyball-Routine stecken in der Frau aus Sinsheim, die beim dortigen SV das Spiel erlernt und später in der Zweiten Bundesliga sowie in der dritten Liga geschmettert, gebaggert und gepritscht hat. Während ihrer Zeit in Mannheim (Regionalliga, dritte Liga) hat sie Frauke Neuhaus kennengelernt, und nachdem sich der SV Sinsheim im vergangenen Sommer aus Liga drei zurückgezogen hatte, verwandelte sich Himmelhan in eine Volleyball-Pensionärin im Unruhestand.

So kam das Eine zum Anderen. Frauke Neuhaus heuerte bei den Blaubären an, auch der Sinsheimer Trainer Peter Lember, der ebenfalls beschäftigungslos war, fand den Weg ins Heckengäu und assistiert Chefcoach Nico Reinecke nun als Co-Trainer – und da die Welt des Frauen-Volleyballs eine Sportgalaxie von überschaubarer Ausdehnung darstellt, war der Erstkontakt im Dezember leicht zu knüpfen. Freilich auch, weil der Flachter Sportdirektor Jan Lindenmair und Nadine Himmelhan sich ebenfalls in der Vergangenheit mehrfach über den Weg gelaufen waren. „Ich habe ein paarmal mittrainiert und dann waren wir uns einig“, erzählt die Badenerin, die ihre neue Beschäftigung mit ihrem Job in einer Zahnarzt-Praxis sowie den Aufgaben als Co-Trainerin der Oberliga-Männer des SV Sinsheim organisatorisch wie inhaltlich zu stemmen weiß.

Wer rastet, der rostet. „Ich brauchte eine aktive Betätigung“, betont Nadine Himmelhan, die die Flachter Funktionäre deshalb hergelotst hatten, weil sie diesen unbezahlbaren Fundus an Erfahrung besitzt, der im Blaubären-Kader nicht so üppig gesät ist wie Löwenzahn auf einer Frühlingswiese. „Sie bringt die Belebung, die wir benötigen“, sagt Manager Michael Kaiser, „sie dirigiert, sie nimmt kein Blatt vor den Mund – das brauchen wir.“

Denn in der Zweiten Liga Pro ist der Marsch zum Verbleib kein idyllischer Spaziergang, wo Muße und Harmonie regieren, sondern ein knallhartes Geschäft mit Begleiterscheinungen, die für junge Spielerinnen belastend sein können. Laute Fans können irritieren, der Druck, den Aufschlag sauber zu setzen, lähmen. Psycho-Fallstricke lauern überall. „Ich habe in Hallen gespielt, wo noch mehr los war als zuletzt gegen Grimma“, erzählt die Routinierte, „deshalb haut mich so schnell nichts um.“

Nadine Himmelhan soll mit Kapitänin Julia Cedeno und Frauke Neuhaus die jungen Mitspielerinnen führen, ihnen Tipps geben und Sicherheit vermitteln. Sie soll vorleben, wie man mit Druck umgeht, wie man ihn in die richtigen Bahnen lenkt, um nicht daran zu zerbrechen. Diese Gefahr sahen die Flachter am Horizont aufziehen. Die beiden als Libera eingesetzten Valerie Sutterer (17) und Alina Stäbler (22) sind jung, zudem wird Stäbler in den drei letzten Saisonspielen fehlen – die Last, die auf den Schultern einer 17-Jährigen im Kampf gegen den Abstieg ruht, könnte so schwer werden, dass sich die Hände wie gefesselt anfühlen. „Man darf die jungen Leute nicht überfordern“, sagt Nadine Himmelhan, die die Position der Libera aus dem Effeff kennt, was ihre Verpflichtung zusätzlich begründet.

Nur an eines muss sich die 32-Jährige noch gewöhnen: Die körperliche Belastung, die steckt sie nicht mehr so locker weg wie die jungen Kolleginnen. Aber dafür weiß Nadine Himmelhan schließlich, wo man im Spiel stehen muss, um nicht unnötig hechten zu müssen.


Nervenprobe der ganz besonderen Art

Die Zweitliga-Volleyballerinnen des TSV Flacht beweisen überragende mentale Stärke und kämpfen die ESA Grimma Volleys mit 3:2 nieder.
Jürgen Kemmner Leonberger Kreiszeitung vom 08.01.2024

WEISSACH: Michael Kaiser war sträflich voreilig. Ziemlich überstürzt setzte der Manager der Blaubären aus Flacht im entscheidenden fünften Satz beim Stand von 14:11 und zwei Matchbällen für sein Team euphorisiert eine Botschaft per Handy ab, in der stand: „Das klappt jetzt, das bekommen wir hin.“

Es hat nicht viel gefehlt und der 38-Jährige hätte sich so böse geirrt wie die Fußball-Fans des FC Bayern im Champions-League-Finale 1999, als die Münchner nach 90 Minuten 1:0 gegen Manchester United führten und den Triumph feierten – ehe Teddy Sheringham (90+1) und Ole Gunnar Solskjaer (90+3) das Spiel für ManU drehten. „Ich war kurz davor, das Handy ins Eck zu pfeffern“, gestand Kaiser, als die Begegnung fast verloren schien. Die Blaubären ließen erst zwei Matchbälle aus, wehrten dann zwei Matchbälle (einmal mit unverschämtem Dusel) ab und entschieden den Tiebreak doch für sich. 3:2 (17:25, 25:17, 31:33, 25:19, 18:16) hieß es nach gut 150 nervenaufreibenden Minuten.

Die 433 Zuschauer in der ausverkauften und emotional elektrisierten Heckengäuhalle tobten, und allen TSV-Freunden fiel eine Last vom Herzen, als wenn die Angebetete den Heiratsantrag nach kurzem Zögern doch annimmt. „Was für eine riesige Erleichterung“, sagte Kaiser und strahlte, „was für ein Wechselbad der Gefühle.“ Trainer Nico Reinecke war von den Aufs und Abs in seiner Gefühlswelt körperlich so geschafft als wäre er just der Wahnsinns-Achterbahn Silver Star im Europapark Rust entstiegen. „Ich bin energielos“, stöhnte er, „das Team hat einen unglaublichen Kampfgeist gezeigt, der von den Fans auf der Tribüne entfacht wurde.“ Und Mittelblockerin Marie-Christin Werner meinte knapp: „Heute war eine enorme mentale Stärke gefragt. Die hatten wir.“

Es war eine Nervenprobe der ganz besonderen Art, die die Blaubären von sich selbst sowie allen anderen in der Halle abverlangt hatten. Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist – den klugen Spruch hört man immer wieder im Sport und kostet als Plattitüde eigentlich fünf Euro ins Phrasenschwein. Am Samstagabend bestätigte er sich wieder mal. Und zwar eindrucksvoll. Nach verlorenem ersten Satz gelang den Frauen aus Flacht überzeugend der Ausgleich – doch nachdem sie in Satz Nummer drei insgesamt acht(!) Satzbälle ausgelassen hatten, drohte die Partie zugunsten der Sächsinnen zu kippen. Das Momentum sprach eindeutig für Grimma, nach diesem gewonnenen Mammutsatz (33:31) den Sack sicher zuzumachen.

Doch die Mentalitätsmonster in den blau-weißen Trikots stürzten nicht ins Psycho-Loch, sie streiften den Frust des verlorenen Satzes lässig beiseite wie man lästige Fliegen vertreibt und holten sich den 2:2-Ausgleich. Trainer Nico Reinecke gab hinterher emotional wieder aufgeräumt unumwunden zu: „Das kann ganz anders laufen, sodass wir den Satz haushoch verlieren und auch das Spiel.“

Mit dem 2:2 lag das viel beschworenen Momentum plötzlich wieder bei den Blaubären, doch es benahm sich wie ein trotziges Kind, das nicht weiß, ob es nun Gummibärchen oder doch lieber ein Überraschungsei möchte. 0:5 und 1:6 lag der TSV Flacht im Tiebreak zurück, vieles deutete erneut auf einen Auswärtssieg für Grimma hin, dann kam das Team um die kampferprobte Kapitänin Julia Cedeno und die bärenstarke Diagonalangreiferin Frauke Neuhaus doch noch zurück ins Spiel – und im hatte im finalen Tiebreak-Duell das glücklichere Ende für sich. „Jede Einzelne hatte ihren Anteil an diesem Erfolg“, freute sich Chefcoach Reinecke.

Das galt auch für Neuzugang Nadine Himmelhan. Die 32-Jährige, zuletzt beim im Sommer abgemeldeten Drittligisten SV Sinsheim am Ball, kam erst im Tiebreak zu ihrem Debüt bei den Blaubären und konnte zumindest zwei kleine Akzente setzen. „Man kann auch zum Sieg beitragen, wenn man nicht auf dem Feld steht“, sagte Himmelhan, die von außen motivierte und die jüngeren Spielerinnen antrieb. Die Blamage einer verfrühten Botschaft, die Michael Kaiser erspart geblieben war, traf die Funktionäre aus Grimma. Die hatten mit einem klaren 3:0 gerechnet und für 20.30 Uhr Pizza für die Mannschaft in die Halle geordert – doch ein Spiel ist eben erst vorbei, wenn es beendet ist.