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Nächster Härtetest: Binder Blaubären vor Auswärtsfahrt

Die Binder Blaubären Flacht stehen vor einem anspruchsvollen Doppelspieltag in Ostdeutschland. Nach zwei Siegen in Folge will das Team von Trainer Nico Reinecke weiter punkten, um den Anschluss an die Spitzengruppe der 2. Bundesliga Pro zu halten. Am Samstag trifft Flacht auf die heimstarken ESA Grimma Volleys, die zuletzt fünf Heimsiege in Folge feierten. Am Sonntag wartet der VC Olympia Dresden, ein talentiertes Nachwuchsteam, das den Blaubären im Hinspiel eine Niederlage zufügte. Flacht hat die Chance, Platz 3 zurückzuerobern, während die Konkurrenz machbare Aufgaben vor sich hat. Die Spiele finden am Samstag um 18:00 Uhr und Sonntag um 15:00 Uhr statt und werden live bei Dyn auf YouTube übertragen. Viel Erfolg!

Text: Flemming Nave
Foto: Gerhard Heermann


SPIELBERICHT – Heimspiel vs. BBSC Berlin

Es wurde ein zähes Spiel in der Heckengäusporthalle. Nach einem Anfang zum Vergessen sah vieles nach einem gebrauchten Abend aus. Doch die Blaubären TSV Flacht drehten auf und drehten damit auch das Spiel gegen den Aufsteiger aus der Bundeshauptstadt.

Flacht stark dezimiert
Wieder mal war der Boden in der Bärenhöhle erfolgreich warmgespielt worden. Flachts zweite Herrenmannschaft hatte am Vormittag zwei Spiele unter Bundesliga-Bedingungen absolviert und die vollen sechs Punkte eingefahren. Auch die vierte Flachter Damenmannschaft hatte mit 3:2 auswärts gewonnen, in beeindruckender Manier gewannen die Blaubären den Tiebreak mit 15:0. Die Voraussetzungen für einen Erfolg von Flachts erster Damenmannschaft hingegen standen unter einem weniger guten Stern. In Flacht grassierte eine Krankheitswelle, hatte das Orga-Team der Blaubären stark dezimiert und machte auch vor der Mannschaft nicht Halt. Ganze sieben Spielerinnen fehlten dem TSV Flacht, darunter etwa die verletzten Pauline Kemper und Johanna Resch und die für die Jugend-Mannschaft aktiven Sumeja Bristina und Ida Mayer. Auch Julia Schneider, Sara Marjanovic und Alina Stäbler standen den Blaubären nicht zur Verfügung. Vor allem der Ausfall von Stamm-Libera Stäbler, die in dieser Saison noch kein Spiel und nur wenige Ballwechsel verpasst hatte, zwang Nico Reinecke zum Umdenken. Der Coach stellte seine Außenangreiferin Leonie Büdenbender als Libera auf, die bereits in der 1. Bundesliga für den VC Wiesbaden Erfahrung auf dieser Position gesammelt hatte. Die lang verletzt gewesene Nummer 10 sollte den Ausfall Stäblers kompensieren.

Schwieriger Auftakt für die BlaubärenDer Abend begann für den TSV mit einem Satz zum Vergessen. Berlin fand deutlich besser in die Partie, setzte sich früh im Spiel deutlich ab. Teilweise konnten sich die Gäste mit über zehn Punkten Vorsprung absetzen. Im ersten Durchgang verwandelten die Berliner ganze vier Asse, zwangen Flacht zu sechs Fehlern. Erst spät kämpften sich die Flachter in die Partie und konnten ganze drei Satzbälle abwehren. Am Ende ging der Satzgewinn dennoch deutlich mit 25:16 an den Gast. Für die geplante Revanche waren dies nicht die besten Vorzeichen.

Flacht fängt sich wieder
Nach der kalten Dusche zu Beginn hatten die Blaubären spätestens mit der Endphase des ersten Spielsatzes ihre Wettkampfform erreicht. Nico Reinecke nahm im ganzen Spiel keinen Wechsel vor. Bestehend aus den Diagonalen und Außenangreiferinnen Frauke Neuhaus, Hanne Binkau und Kapitänin Julia Cedeño, Zuspielerin Saskia Lenk sowie den beiden Mittelblockerinnen Britta Schammer und Chrissi Werner, ergänzt um Leonie Büdenbender als Libera spielten sich Stück für Stück in die Partie. Der Start in den zweiten Satz gehörte den Flachtern, dieses Mal holten die Schwarz-Blauen den Vorsprung. Doch Berlin gab sich noch nicht auf, kam nochmal zur Satzmitte in gefährliche Nähe. Das ließen die Blaubären jedoch nicht zum Problem werden und zogen gegen Ende des Satzes wieder davon. Beim Stand von 22:17 trat schließlich Chrissi Werner zum Aufschlag an. Ein Annahmefehler, ein direkt versenktes Ass und mit dem ersten Satzball erneut ein Annahmefehler der Berliner, waren die Folge. Chrissi Werner hatte mit einer fulminanten Schluss-Serie den Satzgewinn eingetütet, den Ausgleich für ihre Mannschaft erzielt und gleichzeitig das Publikum in der Halle endgültig angezündet.

Atmosphäre in der Halle setzt Berlin zu – Werner glänzt wieder
Die Zuschauer in der Bärenhöhle waren von dieser starken Rückkehr ihrer Mannschaft hellauf begeistert, es wurde immer lauter in der Halle. Trotzdem war Berlin noch nicht am Ende, im dritten Satz hielten die Hauptstädter lange tapfer mit, zwischenzeitlich nahm Nico Reinecke beim 15:12 für den Gegner noch eine Auszeit. Doch die immer lauter werdenden Fans zweifelten nicht am Sieg der eigenen Mannschaft, die erdrückende Geräuschkulisse zwang Berlin zu immer mehr Fehlern, ganze zehn unterliefen dem Abstiegskandidaten allein im laufenden Satz. Nachdem Flacht durch einen erzwungenen Blockfehler der Gäste mit 19:18 in Front ging, war es erneut Zeit für den Auftritt von Chrissi Werner. Erneut versenkte die Mittelblockerin zwei Asse und sorgte insgesamt für eine Serie von vier Punkten, die die Binder Blaubären in eine komfortable Ausgangssituation brachte. Einen Punkt konnten die Berliner jedoch noch sammeln, weshalb der erste Satzball dieses Mal an Saskia Lenk ging. Die Zuspielerin setzte den Aufschlag auf die Netzkante, der Ball fiel auf Seiten der Berliner und war für den BBSC nicht mehr zu verteidigen. Erneut führte ein Ass zum Satzgewinn, die Blaubären hatten das Spiel gedreht und nahmen nun Kurs auf den nächsten Heimsieg.

Der TSV dominiert den Endspurt
Der so wichtige vierte Satz begann, der für die Blaubären die Chance auf die vollen drei Punkte bedeuten sollte. Es begann erneut mit einer zähen, langen Rallye, an deren Ende Hanne Binkau den Ball am Berliner Block vorbei unten im Feld der Gäste versenkte und den Satz gleich in die richtige Richtung für ihre Blaubären lenkte. Der vierte Satz sollte der kürzeste Satz des Spiels werden, denn die Blaubären ließen mittlerweile keinen Zweifel mehr an der eigenen sportlichen Überlegenheit erkennen. Den wuchtigen Angriffen hatte Berlin nichts mehr entgegenzusetzen, auch die eigenen Fehler blieben zahlreich. Saskia Lenk sorgte mitten im Satz für Furore, als sie den Gästen gleich vier Asse einschenkte, davon sogar drei in Serie. Flachts Vorsprung wuchs zwischenzeitlich auf satte zehn Zähler an, Berlin schaffte es nur knapp in den zweistelligen Punktebereich und musste sich schließlich mit einem deutlichen 25:12 den übermächtigen Hausdamen geschlagen geben. Nach einem holprigen Start hatte der TSV Flacht den aufmüpfigen Gast aus der Bundeshauptstadt in beeindruckender Manier doch noch in die Knie gezwungen und den nächsten Heimsieg in der ausverkauften Heckengäusporthalle II gesichert.

Heimsieg-Garantin erhält MVP-Medaille
Aus einer dezimierten Flachter Mannschaft taten sich gleich mehrere Akteurinnen als potenzielle MVP hervor. Britta Schammer stellte satte fünf Blocks gegen den BBSC, keine Spielerin auf dem Feld schaffte mehr. Saskia Lenk glänzte mit starkem Zuspiel und ganzen sechs Assen. Aushilfs-Libera Leonie Büdenbender überzeugte mit starker Feldabwehr. Und im Angriff waren Frauke Neuhaus und Julia Cedeño erneut nicht zu bremsen. Berlins Trainer Jens Tietböhl wählte jedoch eine andere aus. Er vergab die Medaille an Flachts zweitbeste Punktesammlerin, die unter anderem mit fünf Assen und drei Blockpunkten den Weg zur Niederlage seiner Mannschaft bereitet hatte. Erstmals in der laufenden Saison erhielt Chrissi Werner die Auszeichnung als beste Flachter Spielerin. Nachdem sie in der Vorsaison die zweitmeisten Medaillen aller Blaubären erhalten hatte (drei), erhielt sie vor heimischem Publikum erstmals in der 2. Bundesliga Pro eine Goldmedaille.

Trainer lobt mental starke Blaubären
Die Personalsorgen der Binder Blaubären hatten durchaus Einfluss auf den Spielverlauf, wie Nico Reinecke betonte. „Ich denke, wir haben einfach durch die etwas neue Konstellation mit Leo [Büdenbender, A.d.R.] als Libera etwas gebraucht, um reinzukommen“, gab der Coach im Nachgang an die Begegnung an. „Da waren einfach Bälle dabei, wo dann nicht klar war, wann wer an den Ball geht“, fügte er an und unterstrich die Wichtigkeit der etablierten Libera Alina Stäbler für das Spiel seiner Mannschaft. „Wir haben im ersten Satz also Schwierigkeiten gehabt die Annahme zu halten und dadurch sind wir auch nicht so gut ins Angriffsspiel gekommen“ führte der Trainer die Schwierigkeit des ersten Satzes weiter aus. Im ersten Durchgang lag Flachts Annahmequote nur bei 25 %, im dritten Satz hatte man diese Zahl auf über 50 % erhöht. „Wir waren dann vor allem auch im Aufschlag disziplinierter und haben dem Matchplan umgesetzt“, erklärte Reinecke den Aufschwung seines Teams. Die Mentalität seines Teams, die Flacht in dieser Saison schon öfter den Sieg gesichert hatte, war für den Chefcoach auch in diesem Spiel ein nicht unwichtiger Faktor. „Letztlich schön zu sehen, dass die Mannschaft auch mental so stark ist, dass sie wieder zurückkommt und wir dann das Spiel auch phasenweise dominieren“, äußerte sich ein durchaus zufriedener Nico Reinecke.

Flacht bleibt Teil der Spitzengruppe
Die Binder Blaubären Flacht untermauern mit diesem Sieg gegen einen durchaus schwierigen Gegner ihre Ambition, eine der Top-Mannschaften der Liga zu sein. Zumindest vorübergehend gelang sogar der Sprung auf den dritten Tabellenplatz, da NawaRo Straubing im Parallelspiel gegen Bayer Leverkusen verlor. Da am Sonntag die DSHS SnowTrex Köln einen ungefährdeten Sieg gegen den SSC Freisen holte, muss der TSV Flacht vorerst mit dem vierten Rang vorliebnehmen. Durch die deutliche Niederlage der Leverkusener am Sonntag in Straubing (0:3) kann Flacht die Bayer Volleys auf Abstand halten. Am kommenden Wochenende wartet die nächste Herausforderung auf die Binder Blaubären. Mit zwei Auswärtsspielen in Grimma und Dresden wartet die nächste Hürde. Aber die Flachter Blaubären haben gezeigt, dass sie bereit sind, jede Hürde zu nehmen.

Wir gratulieren unserer Mannschaft zu diesem fantastischen Heimsieg! Wir wünschen unserer Mannschaft viel Erfolg auf der Reise am nächsten Wochenende und allen Erkrankten und Verletzten eine gute Genesung!

Text: Flemming Nave
Foto: Gerhard Heermann


Blaubären Flacht: 21 Minuten lang im falschen Film

Der Volleyball-Zweitligist schlägt Kellerkind BBSC Berlin nach schaurigem Beginn doch noch souverän 3:1 – und eine Spielerin beweist sich als Prophetin.

Jürgen Kemmner | Leonberger Kreiszeitung vom 10.02.25

Die Freude nach 86 Spielminuten bei den Frauen des TSV Flacht und deren Anhang war ziemlich ausgelassen. Mit einem deutlichen und am Ende ungefährdeten 3:1 (16:25, 25:17, 25:19, 25:12) hatten die Blaubären ihren abstiegsgefährdeten Gegner von der Spree abgefertigt. „Die Revanche für die Niederlage im Hinspiel ist geglückt“, freute sich Trainer Nico Reinecke.

Die 433 Fans in der ausverkauften Heckengäusporthalle waren ebenso glücklich und auch ein Stück weit erleichtert – denn von 19 Uhr an erlebten sie für 21 Minuten ein Spiel, das sich wie ein falscher Film anfühlte. Als rechne man im Kino mit einer hinreißenden Liebeskomödie und bekommt einen schockierenden Horrorstreifen vorgeführt.

Im ersten Satz agierte das Team um Kapitänin Julia Cedeno nahezu durchweg wie ein Kind, das sich im Wald verlaufen hatte: hilflos, planlos. Bald stand es 1:9 und 6:17 – als mildernder Umstand galt: Der TSV hatte nur neun Spielerinnen, aufgrund zahlreicher krankheitsbedingter Ausfällen musste Reinecke kräftig umbauen. So spielte Leonie Büdenbender erstmals auf der Libero-Position, wo sie einige Anlaufzeit benötigte, um sich zurecht zu finden. Gegen Berlins wuchtige Außenangreiferin Jovana Dordevic waren die Blaubären so machtlos wie ein Kaninchen vor der Schlange. Ähnlich erging es den Fans, die zu starr vor Schreck waren, um das Team wie sonst lautstark anzufeuern.

Erst als der Durchgang schon verloren war, fand die Heimmannschaft allmählich ihre Linie, die sie in Satz zwei dann konsequent verfolgte. Nach und nach rissen die Blaubären das Kommando an sich, die Annahmen wurden besser, der Block hielt häufiger stand, die eigenen Angriffe liefen druckvoller ab – und die Berlinerinnen konnten sich nicht wirklich dagegen wehren. Die starke Marie-Christin Werner machte einen Knoten an Satz zwei mit drei Aufschlag-Assen in Folge zum 25:17. „Die haben gut geklappt heute“, sagte sie.

Zwar begann der dritte Part der Partie erneut holprig und bis zum 17:17 taten sich die TSV-Frauen schwer wie ein Steineklopfer, auch weil sie fünf Aufschläge ins Aus oder Netz setzten. Gegen Ende wurde es ein souverän aussehendes 25:19. Satz vier war ein fast schon entspanntes Schaulaufen für die Gastgeberinnen, Berlin konnte nichts mehr entgegensetzen. „Ich hatte in der Entwicklung des Spiels keine Bedenken, dass wir verlieren würden“, sagte Manager Michael Kaiser, und Trainer Reinecke meinte: „Wir sind nicht nervös geworden nach dem ersten Satz und haben danach die richtige Mischung aus Aggressivität und Geduld gefunden.“

Nicht wenige in der Halle waren überzeugt: Vergangene Saison hätte das Team ein solches Match wohl noch verloren – die Blaubären haben eine Entwicklung hinter sich, nicht nur auf der spielerischen Ebene. Auch mental. Das Team ist in sich gefestigt und besitzt ausreichend Selbstvertrauen, um Phasen zu überstehen, in denen wenig bis nichts funktioniert. „Wir sind stabiler geworden, wir haben immer an uns geglaubt“, betonte Marie-Christin Werner, die nicht nur wegen ihrer Aufschlagstärke zur wertvollsten Spielerin der Blaubären gewählt wurde.

Dass es so kommen würde, hatte sie irgendwie geahnt. „Mit Michael Kaiser treffe ich mich seit einigen Partien vor dem Spiel zum Power-Talking“, erzählte sie. Dabei diskutieren sie und der Manager über das Ergebnis und wer als „MVP“ gewählt wird. Diesmal sagten beiden den Sieg voraus und dass die 26-Jährige ausgezeichnet werden würde. „Nur beim Spiel gegen Vilsbiburg lagen wir beide daneben“, berichtete Kaiser. Es gibt noch Luft nach oben bei den Blaubären.