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Blaubären starten in Bundesliga

Volleyball-Zweitligist TSV Flacht überholt sich selbst: Der Club stellt einen Lizenzantrag für die Bundesliga – im Herbst beginnt das große Abenteuer.

Jürgen Kemmner | Leonberger Kreiszeitung vom 26.02.2024

Weissach-Flacht
In der Nacht von Montag auf Dienstag steckten die Granden der Binder Blaubären des TSV Flacht lange die Köpfe zusammen. Es wurde analysiert, es wurde diskutiert, es wurde abgewogen – und schließlich fanden die Verantwortlichen um Manager Michael Kaiser und Sportdirektor Jan Lindenmair einen Konsens: Der Club aus der Zweiten Liga Pro der Frauen wird einen Lizenzantrag für die Volleyball-Bundesliga für die kommende Saison stellen.

„Nach langen und reiflichen Überlegungen sind wir vollständig davon überzeugt, dass es genau der richtige Schritt ist“, sagt Michael Kaiser, „wir danken allen für das Vertrauen und freuen uns riesig auf das Abenteuer und auf die Herausforderung.“

Die Blaubären des TSV Flacht spielten mit ihrem Frauen-Team noch vor drei Saisonen in der siebtklassigen Bezirksliga – dann nutzte der TSV Flacht (rund 700 Mitglieder) die Chance, sich per Wildcard für die zur Runde 2023/2024 neu gegründeten Zweiten Liga Pro anzutragen. Die Volleyball-Bundesliga (VBL) akzeptierte die Bewerbung, das Team von Cheftrainer Nico Reinecke verpasste zwar in der Premierensaison knapp den Ligaverbleib, profitierte jedoch von der Aufstockung der Spielklasse. Derzeit agiert die Mannschaft auf einem ungleich höheren Niveau und belegt aktuell Platz drei.

Nun könnten die Blaubären in der Saison 2025/2026 zum erlauchten Kreis der Erstligisten zählen – man könnte sagen, der kleine Club aus dem Heckengäu hat sich selbst rechts überholt. Der Gedanke, in die Beletage des deutschen Frauen-Volleyballs aufzurücken, war schon länger immanent, doch eigentlich war das Ziel erst mittelfristig angepeilt worden. „Dieser Schritt kommt gefühlt zwar zwei Jahre zu früh“, meint Clubchef Nico Lautenschlager, der die Entscheidung aber vollumfänglich mitträgt.

Sportdirektor Jan Lindenmair nutzt jedoch die Gunst der Stunde. Stichwort: Paketaufstieg. Die VBL hat beschlossen, die Frauen-Bundesliga von derzeit neun auf wieder zwölf Clubs aufzustocken – ganz nach dem Vorbild der Männer-Liga. Dafür ist der Abstieg in der laufenden Saison ausgesetzt, drei Vereine sollen mit dem Paketaufstieg eine Etage höher gehievt werden – unabhängig von deren sportlicher Platzierung. Neben den Blaubären aus Flacht haben der ETV Hamburg und die Skurios Volleys Borken einen solchen Lizenzantrag gestellt. Die Paketaufsteiger erhalten in den ersten zwei Spielzeiten eine Nicht-Abstiegsgarantie sowie finanzielle und organisatorische Erleichterungen. So können die Clubs das Bundesliga-Projekt sportlich und wirtschaftlich solide entwickeln.

„Die Entscheidung in die Bundesliga zu gehen, ist ein historischer Moment für unseren Verein und eine außergewöhnliche Leistung, auf die wir sehr stolz sind“ stellt Sportdirektor Lindenmair fest, „dieser Erfolg ist das Resultat harter Arbeit, Entschlossenheit und des unermüdlichen Einsatzes unseres gesamten Teams – Spieler, Trainer, Betreuer, Ehrenamt und Unterstützer.“ Der 46 Jahre alte Lindenmair hatte von 2009 bis 2013 den Frauen-Erstligisten Allianz MTV Stuttgart trainiert und war auch maßgeblich daran beteiligt, die Metamorphose des Bezirksligisten TSV Flacht in den Zweitligisten Binder Blaubären voranzutreiben.

Manager Michael Kaiser ist der zweite Baumeister des Flachter Volleyball-Erwachens. Der 41-Jährige betont den intensiven und tiefgreifenden Prozess. Der Verein habe sich nicht von kurzfristigen Erfolgen oder Emotionen leiten lassen, sondern sich die Zeit genommen, alle Aspekte gründlich zu analysieren. „Wir haben unglaublich viele Gespräche geführt und jeden Stein zweimal umgedreht“, unterstreicht er, „unser komplettes Umfeld, der Verein, unser Team und unsere Partner stehen zu 100 Prozent hinter dieser Entscheidung.“

Um das Startrecht für die erste Liga zu erhalten, sind freilich ein paar Formalitäten zu erfüllen – der Lizenzantrag der Blaubären wird zwar noch von der VBL geprüft, allerdings hat die VBL bereits vermeldet, dass die Blaubären sowie die Mannschaften aus Borken und Hamburg in die Bundesliga rücken werden. Damit steht dem Start in der Eliteliga im Herbst nichts mehr im Wege. Aus der Bezirksliga in drei Jahren in die Bundesliga. „Aus einer fast unrealen Vision wurde die Verwirklichung eines Traumes“, schwärmt Clubchef Nico Lautenschlager.


Binder Blaubären TSV Flacht: Pokalspiel in Rottenburg

In dieser Woche steht zwar kein Ligaspiel für unsere Binder Blaubären an, aber ganz ohne Volleyball geht´s dann doch nicht. Heute spielen die Blaubär-Ladies in Rottenburg gegen die Oberliga-Damen des TV Rottenburg. 19:00 Uhr öffnet die Otto-Locher-Halle für alle ZuschauerInnen und 20:15 Uhr ertönt der Anpfiff. Prime Time ja, Live-Stream leider nein. Das heißt für euch, dass ihr heute unbedingt vor Ort sein solltet, um das Team zu supporten - rein geht´s auch für umme.


  • Pressemitteilung des TSV Flacht 1903 e.V.
  • Pressemitteilung des TSV Flacht 1903 e.V.
  • Pressemitteilung des TSV Flacht 1903 e.V.


Die Binder Blaubären Flacht spielten ein hochklassiges Topspiel in der Ostermann-Arena, agierte mit SnowTrex Köln auf Augenhöhe.

Am Ende kippte die Begegnung zugunsten der Gastgeber, dennoch kann Flacht seinen dritten Platz verteidigen.

Kampf um Platz drei
50 Zuschauer hatten sich in der Ostermann-Arena Leverkusen eingefunden. Die größte Spielhalle der 2. Bundesliga Pro, mit einer durchschnittlichen Spieltags-Auslastung von 10 % die am schlechtesten besuchte Halle der Liga, erlebte in dieser Hinsicht einen neuen Tiefpunkt. Bislang war dies in der laufenden Saison das Spiel zwischen den BayerVolleys Leverkusen und den Allbau Volleys Essen gewesen, das sich 200 Zuschauer ansahen. Zur Verteidigung muss man anfügen, dass am Samstagnachmittag kein Heimspiel der eigentlichen Hausdamen stattfand. Bauarbeiten an der Deutschen Sporthochschule Köln zwangen die dort ansässige Mannschaft von SnowTrex Köln zum Ausweichen, die Wahl des Spielortes fiel auf das benachbarte Leverkusen. Hier empfingen die Kölner einen Gast, der im letzten Jahr noch Jäger, in diesem Jahr viel mehr Gejagter war. Die Binder Blaubären Flacht gingen als Tabellendritter in das Duell mit dem Viertplatzierten aus der Domstadt, es war das Topspiel des jüngsten Spieltags. Für die Blaubären galt es, den Vorsprung auf Köln weiter auszubauen, Köln strebte eine Wachablösung auf dem dritten Platz an. Alles schien angerichtet für ein absolutes Spitzenspiel.

Erneut Fehlstart für die Blaubären
Eine alte ungeliebte Tradition der Binder Blaubären stellen vergebene erste Sätze dar, zu oft schon schenkten die Flachter den ersten Durchgang einer Partie her. Auch dieses Mal sollte der Gegner den besseren Start erwischen. Köln übernahm früh die Führung und hielt die Blaubären konsequent auf Distanz. Zu Beginn schaffte es die Mannschaft von Trainer Jimmy Czimek jedoch nicht, sich allzu weit zu distanzieren, trotz des vermeintlich schwachen Beginn blieben die Blaubären in Schlagdistanz. Erst spät konnte SnowTrex Köln sich absetzen, nach dem ersten vergebenen Satzball schlug das Team aus der Domstadt schließlich doch in Form der ungewohnt nicht auf der Libero-Position eingesetzten Melanie Gosmann zu und sicherte sich mit 25:21 den ersten Satzgewinn.

Flacht dreht das Spiel
Auch in den zweiten Satz fand Köln den besseren Start, es dauerte bis zum 12:11 für die Blaubären, bis der Gast erstmals die Führung übernahm. Diese sollten die TSV-Damen nicht mehr aus der Hand geben. Flacht setzte sich deutlich ab und profitierte beim ersten Satzball von einem Missverständnis auf Kölner Seite, der zum Satzgewinn mit 25:17 für die Blaubären führte. Im dritten Satz ging das Spiel zweier ebenbürtiger Kontrahenten weiter, Köln hielt weiterhin stark mit und konnte lange eine eigene Führung verteidigen. Nachdem die Mannschaft der Sporthochschule mit 20:17 in Front gegangen war, konnte Hanne Binkau die Blaubären mit einer Serie starker Aufschläge zurück ins Spiel bringen. Nach einer langen Rallye nutze Flachts Kapitänin Julia Cedeño den ersten Satzball und sicherte Flacht den zweiten Satzgewinn. Mit einem Punkt in der Tasche schickten sich die Gäste nun an, die vollen drei Zähler einzufahren.

Kölner Endspurt entscheidet
Satz vier zeigte ein gewohntes Bild. Köln legte früh vor, aber die Blaubären zeigten deutlich, dass sie kein leichter Gegner für die SnowTrex-Mannschaft sind. Der TSV Flacht drehte den Satz und spielte sich selbst in Führung. Doch Köln gab sich nicht auf und warf alles in die Waagschale. Mit 22:22 konnten die Gastgeber ausgleichen und sich schließlich mit 25:23 den Satzgewinn sichern, der die Blaubären in den Tiebreak zwang. Dieser begann diesmal besser für den TSV, beim Seitenwechsel lagen die Blaubären knapp in Front. In der Spätphase setze Flacht sich mit 13:9 ab, alles deutete auf einen Erfolg für die Gäste aus dem Süden hin. Doch wieder waren die Kölner zum richtigen Zeitpunkt hellwach und drehten das Spiel mit einer starken Aufschlagserie von Melanie Gosmann zu den eigenen Gunsten um. Am Ende gewannen die Kölner den Tiebreak mit 15:13 und gingen in einer engen Partie als knapper Sieger vom Feld.

MVP-Premiere beim TSV
Die Wahl der MVP brachte für die Blaubären eine echte Premiere. Zum ersten Mal ging die Auszeichnung an Hanne Binkau. Für den Sommerneuzugang, der vom ETV Hamburg ins Heckengäu gekommen war, stellt die Medaille nicht nur die erste im Flachter Trikot dar, sondern auch ihre erste in der 2. Bundesliga Pro. Erstmals in ihrer Zweitliga-Laufbahn wurde sie mit der Silbermedaille ausgezeichnet, in den Spielzeiten 2022/23 und 2020/21 hatte sie für den ETV Hamburg jeweils drei Goldmedaillen gewonnen. Die 26-Jährige wusste wie gewohnt zu überzeugen. Selten spektakulär, aber immer sicher und besonders spielintelligent waren ihre passgenau platzierten Angriffe und ihre Punktgewinne unter Ausnutzung des gegnerischen Blocks für Köln kaum zu bändigen. Kein einziger ihrer 44 Angriffe wurde von den Domstädtern geblockt, dafür konnte sie selbst zwei gegnerische Angriffe im Block unterbinden. Mit 17 erzielten Punkten war sie gemeinsam mit Mannschaftskapitänin Julia Cedeño die zweitbeste Punktesammlerin der Binder Blaubären. Besonders beeindruckend waren auch ihre vier Asse, zudem stellte Binkau die besten Annahmewerte im Team (38 % positiv, 12 % perfekt) und trug auch damit zu einem starken Spiel ihrer Blaubären bei. Flachts Nordlicht sah vor allem ein ausgeglichenes Spiel, dass durch starke Abwehraktionen geprägt gewesen sei, gab sie in knapper norddeutscher Manier an. Sie freue sich über die Auszeichnung, wenngleich ihr mehr Punkte lieber gewesen seien, ergänzte sie.

Coach hadert mit Ergebnis
Für Trainer Nico Reinecke war vor allem die gute Abwehrleistung ein wichtiges Kriterium für das starke Auftreten seiner Mannschaft. Besonders stolz war der Trainer auf den Umstand, dass sein Team die gefährliche Spezialtaktik der Kölner, mit einem hohen Ball über die Mitte anzugreifen, weitestgehend kalt stellen konnte. Während Kölns Mittelblock im Saisonverlauf durchschnittlich 25 Punkte pro Spiel erzielen konnte, lag die Abteilung um Chiara Claassen, Hannah Mörke und vor allem Franziska Kalde und Kapitänin Viola Torliene am Samstag mit 23 Punkten knapp darunter. Reinecke betonte, man habe diesen besonderen Spielzug gut im Griff gehabt. Er bemängelte jedoch, dass die Vorsprünge, die sich sein Team in den entscheidenden letzten Sätzen verdiente, nicht ins Ziel gebracht wurden. Man habe laut seiner Einordnung zu sehr auf Fehler der Kölner gehofft, anstatt den Punkt selbst machen zu wollen. Im gesamten Spielverlauf konnte Flacht in 38 Fällen Kapital aus gegnerischen Fehlern schlagen, fünfmal mehr als die Gegner. „Am Ende hat die Mannschaft gewonnen, die zum richtigen Zeitpunkt aufgedreht hat“, konstatierte der Cheftrainer der Blaubären und verwies auf die starken Schlussphasen der Kölner. „Wir nehmen aus der Niederlage mit, dass wir absolut auf Augenhöhe sind, aber vor allem bis zum Satzende spielen müssen, um uns auch dafür zu belohnen“, fügte Reinecke an und unterstrich die große Qualität seines Teams. Aufgrund der verpassten Möglichkeiten, erst drei und später zwei Zähler ins heimische Heckengäu mitzunehmen, sei man nach dem Spiel natürlich etwas enttäuscht gewesen, erklärte er weiter. „Aber so ist Sport – wir lernen daraus für die kommenden Spiele“, gab er sich schlussendlich positiv.

Flacht wehrt Kölner Angriff ab
Flacht hat das Spitzenspiel verloren, nicht aber den dritten Tabellenplatz. Zwar sind die Kölner auf nun einen Zähler an die Blaubären herangerückt, doch noch immer bleibt der TSV auf dem Platz drei. Unterhalb der Top vier kommt Bewegung in die Tabelle. Mit einem glatten 3:0-Heimsieg über die ESA Grimma Volleys schließt Leverkusen punktgleich mit NawaRo Straubing auf. Durch das bessere Satzverhältnis von +12 gegenüber den Bayern mit +9 verdrängen die Rheinländer den Konkurrenten auf Rang sechs. Mit zwei Spielen weniger als NawaRo ist Leverkusen in der deutlich besseren Ausgangsposition und hat weiterhin Chancen, noch höher anzuklopfen. Hinter den Straubingern lauern Hamburg mit zwei und Oythe mit drei Zählern Rückstand auf die Gäubodenstädter. Flacht bleibt weiter im Soll des von Nico Reinecke öffentlich erklärten und nach oben korrigierten Saisonziels, die Saison unter den Top fünf abzuschließen. Vor dem Auswärtsspiel in Dingolfing setzen die Blaubären ein Wochenende aus. Spielfrei wird es jedoch nicht bleiben, am Mittwoch geht es für Reineckes Team zum Halbfinale des VLW-Pokals nach Rottenburg.

Wir sind stolz auf unsere Blaubären für die starke Leistung im Spitzenspiel und drücken die Daumen für das Pokal-Halbfinale!

Text: Flemming Nave
Foto: Florian Zons